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Die beiden Links, die hier früher vorhanden waren, habe ich mal rausgeworfen. 

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Kurzwellensender mit besonderen Aufgaben

Kelvedon Hatch

Für einen Atomkrieg, den einige Irre ja heute noch für "aktiv zu führen und zu gewinnen" halten, sind die üblichen Kommunikationsmittel ungeeignet. Leitungen können zerstört werden, Funkwellen sind vielleicht auch gestört und die gesamte Infrastruktur dürfte kaum noch zu gebrauchen sein. Nach dem Atomschlag ist das u.U. dem angegriffenen Land egal. Am besten ist es daher, sich unangreifbar zu machen oder wenigstens klarzustellen, dass der Angreifer im Anschluss an seine Attacke ebenfalls vernichtet wird.

In der Eisenbahntechnik gibt es ein Sicherheitssystem, das einen Zug sicher zum Halten bringt, falls der Lokführer ausfallen sollte. Alle paar Minuten muss der Lokführer ein Fußpedal, das ansonsten dauernd getreten bleibt, kurz loslassen. Tut er das nicht, wird ein Warnton eingeschaltet (ist er vielleicht eingeschlafen?). Reagiert er immer noch nicht, wird der Zug automatisch bis zum Stillstand abgebremst. Das nennt sich "Totmann-Schaltung".

Mit anderen Worten, eine Totmann-Schaltung prüft, ob eine bestimmte Person noch "auf dem Posten" ist. Ein eingeschlafener oder bewußtloser Lokführer wäre natürlich sonst eine Katastrophe. In einer Abwandlung gibt es nun Staaten, die sich Gedanken darüber machen, ob sie angegriffen werden können und wie eine Abschreckung dazu funktionieren könnte.

Einem Angreifer kann man kaum mit Völkerrecht drohen. Wer Atomwaffen einsetzt, ist mit völkerrechtlichen Möglichkeiten nicht zu erreichen. Also muss man dem Angreifer klarmachen, dass sein Land kurz nach seinem Angriff ebenfalls in Schutt und Asche liegen wird. Das kann man zum Beispiel mit Raketen-U-Booten erreichen, die ein Angreifer kaum orten könnte. Für den Gegenschlag muss - so die makabre Rechnung - immer noch so viel Feuerkraft verbleiben, dass ein Angriff "nicht lohnt".

Sirenen in Kelvedon Hatch

Immerhin, ein U-Boot könnte geortet und zerstört werden. Da an Bord Menschen die Geräte bedienen, kann es es auch sein, dass die Besatzung keinen Gegenschlag ausführen will, auch wenn soeben ihr eigenes Land vernichtet wurde.

Zu Beginn des Kalten Krieges gab es in den USA ernsthafte Überlegungen, die Sowjetunion präventiv zu vernichten:

"LeMay war ein ausdrücklicher Kriegsbefürworter und glühender Antikommunist. So hatte er zum Beispiel in seinem ersten strategischen Kriegsplan gegen die Sowjetunion von 1949 vorgeschlagen, in einem einzigen massiven nuklearen Erstschlag die Sowjetunion anzugreifen. Dabei sollten sämtliche damals vorhandenen US-Atombomben (133 Stück) innerhalb von 30 Tagen auf insgesamt 70 sowjetische Städte abgeworfen werden. Die Sowjets besaßen zum damaligen Zeitpunkt noch kein nukleares Arsenal."

Das blieb zum Glück nur der feuchte Traum einer der widerlichsten Kreaturen, die die USA je hervorgebracht haben (abgesehen von DJT "#bunkerbitch" natürlichwink).Auch überlegte man, nicht das gesamte Land zu vernichten, sondern "nur" die Führungszentren (verseuchte Rohstoffe wären ja für die Eroberer nicht so schön):

"Die Strategie des „Enthauptungsschlags“ wurde entwickelt: Ein gezielter Schlag auf die Regierungszentrale des Gegners, um ihn auf der Stelle handlungsunfähig zu machen. Diese Strategie wurde vor allem von US-Militärs ausgearbeitet und lange Zeit als eine reale Option im Kalten Krieg gegen Moskau erachtet." [1]

Immerhin nahm die Sowjetuinion das sehr ernst. Schließlich wurde eine Art Totmannschaltung für die Atomwaffen und insbesondere zur Sicherung des Gegenschlags entwickelt. Es nennt sich "Perimetr" und ist hier unter dem makabren Namen "Tote Hand" bekannt.

Wie funktioniert die Tote Hand?

In ganz Russland sind Sensoren verteilt, die bestimmte Werte messen, darunter z.B. auch Radioaktivität. Melden die Sensoren Werte, die auf einen Angriff schließen lassen, und ist zugleich die Kommandokette unterbrochen, sollen besondere Raketen starten, die besondere Funksignale an die Außenstellen (die Raketenabschußbasen) geben. Diese Signale könnten durch Erdleitungen im sehr niederfrequenten Bereich übertragen werden.

Von den Raketenbasen wiederum starten dann - ohne Befehl der dann vermutlich ausgefallenen Regierung - die Raketen zum Gegenschlag. Der Start wird auch automatisch möglich sein. Wahrscheinlich hat man eine Automatik aus psychologischen Gründen eingebaut nach dem Motto: "hofft mal nicht darauf, dass unsere Soldaten versagen ..."

Auch ein Sender, der auf einmal schweigt, könnte auf einen Angriff hinweisen. Dieses Gerücht gibt es um den seltsamen Sender "The Buzzer", der es sogar zu einem eigenen Eintrag in der Wikipedia brachte. [2] 

Sendeanlagen in Kelvedon Hatch

Dieser Sender sendet eigentlich nur einen Summton, aber manchmal kommen auch unverständliche (Sprach-) Nachrichten durch, oder es wird eine Unterhaltung im Senderaum hörbar. Wieso der Sender mit einem Mikrofon den Ton einer Tonquelle aufnimmt und überträgt, konnte nie schlüssig erklärt werden. Die Theorie: sendet er nicht mehr, wird Russland gerade angegriffen (oder es wird jedenfalls vermutet). [3]

Ein Audiobeispiel befindet sich hier: http://priyom.org/media/53411/s28_sample.ogg

In diesem Zusammenhang tauchen auch immer wieder zwei weitere Sender auf: "The Pip" und "Squeaky Wheel", wobei man diese mit der "Toten Hand" nicht (unbedingt) in Verbindung bringt.

Wie man diese Sender abhören kann:
The Buzzer (abends): http://websdr.ewi.utwente.nl:8901/?tune=4625usb
Squeaky Wheel hört man hier nur nachts: http://websdr.ewi.utwente.nl:8901/?tune=3828usb
The Pip erklingt hier: http://websdr.ewi.utwente.nl:8901/?tune=3756usb
(die Parameter für dieses WebSDR der Universität Twente sind so konstruiert: tune=xxxxzzz, wobei xxxx die gewünschte Frequenz in kHz und zzz den Empfangsmodus angibt)

(P.S.: ja, ich zitiere und verlinke "Sputnik", weil es sonst so gut wie keine Quellen zu "Perimetr" gibt.)

Quellen und Nützliches

  1. Die Wikipedia über den Kriminellen LeMay: https://de.wikipedia.org/wiki/Curtis_E._LeMay
  2. Zur "Toten Hand": https://de.wikipedia.org/wiki/Tote_Hand_(Nuklearstrategie)
  3. Sputnik dazu: https://de.sputniknews.com/technik/20170821317111742-tote-hand-moskaus-russland-zum-atomaren-gegenschlag-ausholen
  4. The Buzzer: https://de.wikipedia.org/wiki/The_Buzzer
  5. The Buzzer bei priyom.org: http://priyom.org/military-stations/russia/the-buzzer
  6. The Pip: https://de.wikipedia.org/wiki/The_Pip
  7. Squeaky Wheel: https://de.wikipedia.org/wiki/Squeaky_Wheel

 

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