Am 21.04.2014 unterwegs mit guten Freunden, eine Station unserer ausgedehnten Frühjahrs-Tour ... beim ersten Mal die Anfahrt durch den Wald: gescheitert, weil "hintenrum" mit einem Wohnmobil keine allzu gute Idee ist, es war nachher einfach zu steil, ansonsten war ja Platz genug. Nun ja, dann eben durch den Haupteingang. Praktischer Weise keine Sicht darauf von der Hauptstraße her, und siehe da ... es war geöffnet. "Snow Hill" ist natürlich nur ein "Deckname". In Wirklichkeit heißt das Lager natürlich ganz anders ...
Der Artikel wurde 2014 zuerst veröffentlicht und am 03.03.2017 überarbeitet /ergänzt.
"Hill" könnte eher für "Berg" stehen. Hier ist alles rundherum steil, nur oben das Kasernengelände ist noch halbwegs flach. Wir befinden uns in der Nähe einer Stadt in Bades-Württemberg, wo es immer noch eine große US-Garnison gibt. Übrigens existieren ganz in der Nähe auch noch aktive Lager mit Atomwaffen.
Die Liegenschaft hier wurde offenbar von US-Truppen und Bundeswehr entweder zeitgleich oder nacheinander genutzt. Man kann an der Gebäudeausstattung noch teilweise sehen, wie die Bereiche getrennt waren.
Die Versorgungsgebäude sind damals ein wenig ansehnlicher gebaut worden als sonst bei Truppenunterkünften üblich.
In sehr vielen Räumen sind die Möbel, obwohl z.T. noch gut erhalten, sich selbst überlassen worden. Man ist ja geneigt, sich nicht drum zu kümmern, wenn man es nicht selbst bezahlen muss.
Im verstaubten Schlüsselkasten finden sich auch keine Schlüssel mehr.
Die gruseligen Vorhänge aus den 70er Jahren sprechen stark für eine Bewirtschaftung durch die Bundeswehr. Wohnlich sollte es hier aber auch sicher nicht sein.
Manche Treppenhäuser führten auch zu Notausgängen. Davon gab es hier wesentlich mehr als in rein deutsch genutzten Liegenschaften. Offenbar fühlt sich die US-Army nicht wohl, wenn man nicht aus mindestens vier Türen flüchten kann.
In den Ecken gibt es immer noch ein einen oder anderen Bewegungsmelder. Innerhalb einer Unterkunftsbaracke ist das allerdings ungewöhnlich, man hätte das eher in einem Stabsgebäude erwartet.
Der Blick geht auf zahlreiche Parkplätze innerhalb des Areals. Hier wird wohl kaum einer mal zu Fuß gegangen sein.
Vandalen waren hier sicher noch nicht, denn Spiegel und Waschbecken sind immer noch wie am Tag des Auszugs erhalten. Neben dem normalen Waschbecken mit zwei Zuflüssen, d.h. also kalt und warm, findet sich noch ein Warmwasserboiler, der mit Strom betrieben wird.
Die Dachböden bieten keinen Platz für den aufrechten Gang. Das Blechdach hat keinerlei Isolierung, im Winter müssen die Heizkosten für diese Liegenschaft gigantisch gewesen sein.
Irgendwelche finsteren Gestalten schlichen permanent um uns herum ...
Wieder ein Notausgang - weil es zu den Giebeln vielleicht zu weit zu laufen war, erhielten auch Räume in der Mitte noch einen Notausgang. Die Räume unten waren vergittert.
Mehrere Baustile gehen hier wild durcheinander.
Im Küchengebäude hatte der Verfall allerdings schon mehr eingesetzt.
Hier ist denn auch das billige Flachdach schon eingestürzt. Wahrscheinlich reichte die Dachneigung nicht, damit im Winter der Schnee herunterrutschen kann, dann passiert so was eben. Schaut man sich die zusammengepfuschte Dachkonstruktion und die furchtbaren Elektroinstallationen an, vermutet man zu Recht amerikanische Bauherren hinter dieser Pfuschbaracke.
Wo nichts eingestürzt war, gab es zumindest Undichtigkeiten am Dach.
Was hier wohl zuletzt zubereitet wurde? Schaut man sich die Installationen amerikanischer Machart an, so wird klar, dass die US-Army keineswegs der "riesige Wirtschaftsfaktor" ist, wie man es uns immer glaubhaft machen will. Für die Kosten darf der deutsche Steuerzahler kräftig bluten, aber das Material und die Handwerksleistungen werden niemals hier vergeben. Material wird schiffsweise aus den USA geholt, und auf den Stützpunkten durch US-Personal verbaut. Nur sehr wenig von den Stationierungskosten kommt irgendwie zurück.
Sehr oft findet man primitiv aufschablonierte Beschriftungen, die hierzulande eher ungewöhnlich wirken. Welchem hiesigen Küchenpersonal muss man normale Routinearbeit ständig mit aufgemalten Sprüchen vor Augen halten?
Gegenüber steht wieder ein deutsch genutztes Gebäude, mit steilerem Dach, ordentlich und stabil mit Ziegeln gedeckt.
Die "Treppe der Führereigenschaft". Offensichtlich brauchen gewisse Truppen ständig irgendwelche Motivationssprüche um sich herum (fast noch mehr als Notausgänge, haha ).
Im Innern dieses Blocks hat jemand schon die "Vertäfelung" zum großen Teil abgerissen und mitgenommen. Da ist noch die ursprüngliche - gruselige - Farbgebung zu erkennen.
Hier befand sich die Vertäfelung an der Oberseite der Wand. Die Bretter wurden lediglich in der Mitte an die umlaufende Leiste getackert (nicht geschraubt! man konnte die Spuren erkennen). War wackelig und dürfte unten beschissen ausgesehen haben, aber wir dürfen ja auch nicht den hiesigen Maßstab von "Schöner Wohnen" anlegen.
Die anderen Flure waren ähnlich heruntergekommen. Schilder so anzubringen, dass die Gebäudesubstanz nicht beschädigt wird, das scheint bei der US-Army unbekannt zu sein. Schablone her, Farbe drauf, fertig.
Die erste Stufe nochmal, von der oben gezeigten "Treppe der Motivation".
Auch hier wieder: aufgeklebt, aufgemalt ...
Importierte Installationen, die Steckdosen unmittelbar im nassen Bereich montiert. Wer derart viele Notausgänge braucht, sollte mit Steckdosen auch ein wenig vorsichtiger sein.
Eine weitere Treppe mit weiteren Sprüchen. Ein Gebäude als Motivationsbuch, echt schräg.
Diese Hydranten gab es hier überall auf dem Gelände. Die deutsche Feuerwehr dürfte allerdings hier lange suchen, um zum Beispiel diesen hier zu finden. Auf dem Gelände befanden sich entsprechende US-Installationen, die zu deutscher Feuerwehrausrüstung nicht immer passen ...
Blick zu einer Art Kantine oder Soldatenheim, im Vordergrund der Eingangsbereich einer Sporthalle.
Ein Schulungsgebäude im Vordergrund. Die Flachdächer aus Dünnblech wiederum weder isoliert noch gegen Schneelast verstärkt ...
Noch sind auf dem Gelände keine Scheiben eingeworfen ...
Das flache Kantinengebäude war schwer gesichert. In der Liegenschaft, die (wir erinnern uns: Atomwaffenlager!) sicher schon bestens gegen Eindringlinge gesichert war, müssen ja schon die Insassen unter erheblichem Generalverdacht gestanden haben.
Sogar zwei Klofenster, durch die nicht mal Carlo passen würde, waren zusätzlich vergittert. Der Speisesaal war schon ausgeräumt und weitgehend entkernt.
Die Retro-Eingänge am Kantinengebäude. Dahinter gab es einen Parkplatz für die, die den Weg nicht zu Fuß schafften.
An der Sporthalle gab es bis auf den immer noch vorhandenen üblen Geruch und die finstere Gestaltung nichts, was beeindruckte.
Jemand hatte die Tür entglast, um hier einzudringen. Wahrscheinlich sind gleich nach dem Auszug schnell mal ein paar Andenkensammler eingedrungen. In der Sporthalle wurde auch geschossen. Wir fanden Hülsen von Kleinkalibermunition.
Auch eine Bowlingbahn gab es hier, gegenüber der Sporthalle. Die war sogar "zertifiziert", wozu auch immer. Sie war auch mit zentimeterdicken Gittern verrammelt und geschützt: wer um Himmels willen bricht in einer hoch gesicherten Kaserne in eine Bowlingbahn ein?
Links gab es noch einen kleinen technischen Bereich. Aber es war nicht zu erkennen, was dort geschraubt und repariert wurde.
Das eigentliche (nicht mehr als solches genutzte) Atomwaffenlager befindet sich auf der anderen Seite der öffentlichen Straße, es ist nach wie vor "in Gebrauch", aber jetzt nicht mehr militärisch, sondern als Lager für irgendwas Landwirtschaftliches. Wir sahen einen PKW mit Anhänger, der Fahrer hatte offenbar die Schlüssel für die Zufahrt. Schade eigentlich, die Bunker wären noch ein Highlight gewesen.
Aber auch so bot uns die Anlage einige interessante Motive. Vor allem, weil hier noch so gut wie kein Vandalismus aufgetreten ist. Entweder wird das noch gut bewacht (danach sah es aber nicht wirklich aus), oder die Anlage ist erst seit sehr kurzer Zeit verlassen. Dafür sprachen die noch recht sauber hinterlassenen Räume.