22.09.2016 - Wir frühstücken recht spät heute. Die Nacht auf dem zentral gelegenen Parkplatz von Landskrona war sehr ruhig. Hier ist jedenfalls außerhalb der Saison kaum Trubel. Die Promenade und die Zitadelle locken auch nur tagsüber viele Besucher an. Deswegen sind schon um 8 Uhr die ersten Busse vorgefahren. Heute soll es noch einen Schlenker ins Landesinnere geben. Lund als Universitätsstadt ist zwar sehr verlockend, aber für einen halben Tag sicherlich zu groß: heute abend wollen wir ja schon in Malmö sein für die letzte Nacht in Schweden!
Wir starten gegen mittag nach Osten und biegen sofort nach der Überquerung der Autobahn nach links auf eine Seitenstraße ab. Das Navi ist aus, wir lassen uns vom Zufall überraschen. Schon bieten sich dem aufmerksamen Fotografenauge die ersten Motive wie die kleine Hütte an einem Hügel (Eingangsbild). Die Straßen haben bemerkenswert steile Anstiege zu überwinden. Oft sind wir im 2. Gang unterwegs.
Die Landschaft ist erstaunlich abwechslungsreich für eine intensiv landwirtschaftlich genutzte Gegend. Das liegt aber auch an den interessanten Geländeformationen.
In vielen, auch in sehr kleinen Dörfern finden sich sehr schöne Kirchen. Sie ähneln einander manchmal sehr. Wenn ich so die Bilder betrachte, habe ich irgendwie immer so ein Gefühl: "da warst Du doch schon mal!" Schweden wirkt allerdings in weiten Teilen wirklich sehr vertraut auf uns. Und natürlich sympathisch!
An einem kleinen Friedhof hinter Marieholm (Reslöv) halten wir kurz und gehen mit Carlo spazieren. Hier gibt es eine kleine Kapelle und einen interessanten Friedhof zu sehen.
Manche Grabmale sind sehr eindrucksvoll gestaltet: das sind offensichtlich Erinnerungen an sehr wohlhabende Familien. Ein Zeugnis dafür, dass Schweden immer schon ein recht wohlhabendes Land gewesen ist.
Die kleine Kapelle ist leider geschlossen. Das ist schade, denn zumindest von außen ist das schon ein interessantes Bauwerk!
Ich kriege das zunächst nicht mit, aber wir werden von einem netten Herrn gerufen, der mit seiner "Meli" unterwegs ist. Er stellt sich als Harald vor, und er hat einen wirklich wertvollen Tip für uns: einfach die Straße ein wenig zurück, rechts hoch und ein wenig geradeaus. Bei der Kirche von Östra Karaby könne man sehr viel von Südschweden sehen, Lund, Malmö ... alles mit einem einzigen Rundumblick.
Die Meli ist noch ziemlich jung und verspielt, sie versteht sich mit Carlo auf Anhieb. Hunde kennen keine Sprachschwierigkeiten, Spielen ist sowas von international!
Nachdem wir zu fünft einen Spaziergang um den Friedhof von Reslöv gemacht haben, verabschieden wir uns ... fürs erste, denn mit Harald sind wir nun auf Facebook in Verbindung. Wir fahren dann den beschriebenen Weg hoch und finden auf der Hügelkuppe einen weiteren kleinen Friedhof und eine nett anzusehende Kirche, wie so oft mit abgesetztem Glockenturm aus Holz.
Links erkennt man den "Turning Torso". Der ist 190 Meter hoch und natürlich aus deswegen weit zu sehen. Der Blick ist fast genau nach Westen gerichtet. Übrigens sieht man ein wenig weiter auch ganz deutlich die Öresundbrücke. Leider ist meine Aufnahme davon nicht so berauschend, was auch am trüben Wetter gelegen haben dürfte:
Bis zur Brückenmitte sind es übrigens von Östra Karaby über 40 Kilometer! Das habe ich übrigens erst beim Schreiben dieses Artikels mal nachgemessen. Da hätte ich wesentlich weniger geschätzt!
Die Kirche sieht interessant aus, leider ist auch sie heute geschlossen.
Dafür sind viele Grabsteine interessant und liebevoll dekoriert.
Der Blick nach Süden zeigt die Kirche von Marieholm etwa in der Bildmitte. Ein wenig weiter "links" ist der Friedhof, den wir vorhin aufsuchten und wo Harald uns den tollen Tipp gab, hier noch einmal hochzufahren.
Gegenüber der Kirche von Östra Karaby ist das kleine Haus der Pfarrei. Auch hier ist heute geschlossen. Es ist ein sehr einfaches, aber gut gepflegtes Haus.
Wir machen hier eine lange Pause und genießen die Aussicht. Es ist auch total ruhig hier oben, kaum Verkehr auf der Straße, und die Landwirtschaft hat auch schon das meiste für die Saison hinter sich. Jedenfalls sind die Felder alle verwaist, nirgends Aktivität.
Ein Stück weiter finden wir zufällig das Trollenäs Slott. Ein Besuch innen lohnt zeitlich leider nicht mehr, wir schauen daher gar nicht erst nach Öffnungszeiten und -preisen. Wahrscheinlich ist sowieso geschlossen, denn das Café und der kleine Informationskiosk am Eingang sind beide zu.
Das ist halt der Nachteil, wenn man so spät im Jahr noch in Schweden unterwegs ist, denn viele Angebote sind ganz zu oder öffnen nur noch an den Wochenenden. Wollen wir darüber mal nicht meckern, denn wir haben ja ganz bewußt diese Jahreszeit für die Reise gewählt, um dem Trubel zu entgehen!
Das Schloß ist seit vielen Generationen immer noch im Familienbesitz. Die Jahreszahl "1893" weist übrigens nicht auf das Baujahr hin, sondern auf einen Umbau. Das Schloss wurde schon 1559 erbaut und ist damit wesentlich älter, als es heute aussieht.
Über die Freitreppe zu schreiten ist wohl in diesen Tagen nicht mehr vielen Leuten gestattet, außer natürlich bei den Führungen. Statt undurchdringlicher Zäune reicht hier ein Schild "Privat". Das Schild "Verboten!" / "Förbjuden!" findet sich übrigens in Schweden kaum.
In der Gesamtansicht ahnt man ein bißchen, dass das Schloß nicht aus dem 19. Jahrhundert stammen kann, dafür wirkt es zu gedrungen.
Ein richtiges Schloß hat zumeist auch eine Privatkapelle, so auch hier. Sie kann heute auch besichtigt werden und war sogar geöffnet. Das Café nebenan leider nicht, schade: jetzt ein paar Kanelbullar wären gut gekommen!
Wir begnügen uns daher mit einer Umrundung des Schlosses im gepflegten und schlicht angelegten Park. Die Bäume sind teilweise schon sehr, sehr alt.
Die Stühle waren draußen, aber innen war es dunkel, die Tür geschlossen. Kein Hinweis auf irgendwelche Öffnungszeiten, das war schade. Hier hätte das Einkehren Spaß gemacht!
Die Rasenflächen sind großzügig angelegt mit guten Wegen für einen langen Spaziergang. Ein paar Brücken führen über die Wassergräben.
Und überall blüht es noch immer in den Beeten! Damit dürfte in wenigen Wochen leider Schluß sein, dann wird es nachts schon kalt.
An den Nebengebäuden finden sich ein paar längst gekappte Bäume, die sicher noch aus der Anfangszeit des Schlosses stammen.
Das gilt auch für die eine oder andere Scheune - diese hier ist aus Feldsteinen erbaut worden und sehr imposant. Man beachte, wie die Fugen zwischen den Steinen nach oben breiter werden, die Steine liegen unten dichter gepackt. Die Fensterstürze sind dagegen mit Ziegeln umfaßt.
Der Pavillion wirkt baufällig, überall platzt der Putz ab. So, wie die Anlage ansonsten gepflegt wird, dürfte auch dieser Pavillion aber bald wieder sein ursprüngliches Aussehen haben.
Im Park gibt es ein paar Tore, die aber nicht verschlossen sind. Sie sind heute auch reine Dekoration, denn man kann locker zwischen Pfeiler und Hecke durchmarschieren.
Das Schloß ist nicht mal besonders groß. Da kenne ich größere Amtsgerichtsgebäude aus dem 19. Jahrhundert. Es wirkt aber größer und keineswegs "protzig".
Nach einem Blick auf die Freitreppe haben wir auch die Umrundung von Trollenäs Slott beendet und begeben und wieder zum Wohnmobil. Die letzte Etappe unserer Schwedenreise wird uns wieder zurück nach Malmö an die Öresundbrücke führen.
Die Lage von Trollenäs Slott:
Zum nächsten und leider letzten Teil dieser Serie: Schweden 2016 - Tag 29 / 30 - Rückreise über Nyborg