Warum überhaupt Schweden? Seit ich Schweden kenne, stellt sich mir persönlich diese Frage eigentlich überhaupt nicht. Nur ein paar Tage - länger war der erste Aufenthalt leider nicht! - haben gereicht: ich bin schweden-süchtig! Umgekehrt kann man die Frage schon eher stellen: warum sollte ich zum Beispiel in diesem Jahr nicht nach Schweden fahren? Die Gründe dafür sind vielfältig: aber letztlich zählt nur, wer erst einmal dort gewesen ist, wird sich sicherlich genauso in das Land verlieben.
Vorab schon die erste Einschätzung von mir: Für Leute, die rund um die Uhr "Halli-Galli" brauchen, sich tagelang regungslos am Pool braunbraten lassen möchten oder ihr höchstes Reiseglück in einem "all-you-can-freß"-Buffet erblicken, dürfte Schweden eine ziemliche Enttäuschung werden. Trubel gibt es allenfalls in den drei größten Städten Stockholm, Göteborg und Malmö; sicher natürlich auch in den kleineren Orten, nur da wird man das "High Life" als Tourist sicher nicht so einfach finden.
Auch eine Reisegruppe, die sich im vollklimatisierten Bus ("in 10 Tagen ganz Schweden, alles gesehen") bewegt, wird an diesem Land kaum echten Gefallen finden. Nette vorbeiziehende Landschaft gibt es mit Dieselgebrumm auch gerne zu Hause preiswerter vom DVD-Player, um es ganz deutlich zu sagen. Schweden ist nichts für Kilometerfresser! Schweden, auch das sollte man nicht verschweigen, ist auch nichts für Billig-Urlauber; doch hat sich zugunsten der Reisekasse schon sehr viel geändert.
Damit sind wir dann mitten in unseren Reisetips. Wir beziehen uns dabei vorwiegend auf das Reisen mit dem Wohnmobil, aber viel kann natürlich auch für Urlauber mit einem angemieteten Ferienhaus nützlich sein.
Falls mal etwas nicht (nicht mehr) stimmt: kleiner Hinweis genügt. Wir sind auch nicht perfekt und für jede Ergänzung dankbar.
Schweden braucht Zeit, viel Zeit
Schweden ist groß. Klingt banal, ist aber so. Schaut auf die Karte, Schweden wirkt sehr, sehr lang (ca. 1.600 Kilometer), doch nicht allzu breit (max. 500 km, im Süden viel weniger). In einem Tag könnte man von der West- an die Ostküste fahren, wenn es sein muss. Muss es aber nicht - wer so fährt, verpaßt das Meiste. Davon wird also ganz dringend abgeraten. In Schweden fährt man ohnehin viel langsamer (übrigens auch gesitteter!) als in Deutschland. Selbst im eigentlich eher beschaulichen Dänemark wird übler geheizt als in Schweden. Also Fuß vom Gas!
Meine zeitliche Empfehlung für einen Urlaub in Schweden: nicht unter drei Wochen, dann kann man sich bis zu den Seen Vänern und Vättern hochtasten, und hat sicher noch etwas Zeit für zwei, drei Tage Göteborg und die Westschären.
Ein optimales Reiseerlebnis bekommt man ab vier Wochen. Wir sind schon fünf bzw. sechs Wochen in Schweden gewesen, das hätte sogar noch länger sein dürfen.
Schweden ist saisongeprägt
Vor und nach der Hauptsaison sind viele "Attraktionen" geschlossen, vor allem alle stark touristisch geprägte Einrichtungen. Wer sich vor der Abreise zu Hause informiert und einen Reiseplan aufstellt (da komme ich noch zu!), sollte unbedingt die Öffnungszeiten beachten ("stängt" bedeutet "geschlossen"!). Als Faustregel kann gelten, dass Ende August sehr oft "Schicht im Schacht" ist. Etliche Attraktionen wie z.B. Freilichtmuseen kann man dann aber - oft auch kostenlos - wenigstens auf dem Außengelände besuchen.
Schweden ist nicht schnell
Das sollte auch für den Autofahrer gelten! Mit dem Wohnmobil ist "heizen" eh nicht so angesagt, aber auch mit dem PKW sollte man sich besser an die geltenden Tempolimits halten:
- Innerorts 30 oder 50 km/h,
- außerorts 70 oder 90 km/h,
- Autobahn 110 km/h,
- für Gespanne und Fahrzeuge >3,5 t gibt es z.T. noch weitere Einschränkungen.
- Eine brauchbare Übersicht gibt es beim ADAC.
Zusammen mit der entspannten Fahrweise kommt man am Ziel auch nicht später an, als wenn man typisch deutschen Fahrstil pflegt. Wer sich an Tempolimits nicht halten mag, kann sich auf plötzliche Ebbe in der Reisekasse einstellen: der schwedische Staat langt ordentlich hin, und "rase jetzt, zahle später" gibt es dort nicht: hier wird die (heftige!) Geldbuße sofort eingetrieben. Überhaupt bietet die Landschaft gar keinen Grund, mal aufs Gas zu latschen, eher im Gegenteil!
Schnell ist Schweden, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Es wird das fällige Bußgeld auch in bar eingetrieben, und man läßt sich dort auf stundenlanges Volltexten der Polizeibeamten nicht eine Sekunde lang ein. Die Bußgelder sind heftig und können die Reisekasse nachhaltig austrocknen. Wer sich unbedingt ein paar Bierchen zum Mittag gönnen will: in Schweden gilt eine Promillegrenze von 0,2; Kontrollen gibt es teilweise auch ohne Anlaß am Vormittag (zum Beispiel alle, die den Parkplatz eines riesigen Einkaufscenters befahren, an der Einfahrt - selbst erlebt!). Besoffen fahren oder unter Drogeneinfluß bringt einen schnell hinter schwedische Gardinen - nicht vom IKEA, sondern vom lokalen Gitterschmied.
Über die Verkehrsregeln sollte man sich unbedingt aktuell vor Reiseantritt informieren, es gibt einige Unterschiede zu Deutschland (am Tage ist Licht zwingend vorgeschrieben, bei allen Unfällen mit Wild muss zwingend Polizei gerufen werden usw., in den Innenstädten ist am Steuer Rauchverbot).
Schweden bietet unterwegs was fürs Auge
Wer nicht gerade zu einem festen Termin irgendwo ankommen muss, sollte unbedingt auf Autobahnen und Schnellstraßen verzichten. Das hat mit der Straßenqualität nichts zu tun - es ist einfach das bessere Reiseerlebnis, auf den kleinen und kleinsten Nebenstraßen von Ort zu Ort zu bummeln. Gerade mit dem Wohnmobil und ausreichend Zeit braucht man am Tag manchmal weit unter 100 Kilometer Fahrstrecke, die erledigt man also besser "ab vom Schuß". Ich empfehle dringend, dem Navi vor der Abreise neue Karten zu spendieren und mindestens in Schweden die Autobahnbenutzung für die Routenplanung abzuschalten. Noch besser ist die Navigation ohne Navi, jedenfalls wenn man noch kein festes Ziel hat. Man sucht sich die grobe Richtung aus und orientiert sich dann klassisch an den Schildern: funktioniert wunderbar!
Schweden ist nicht sehr dicht besiedelt
Schweden hat 9,9 Millionen Einwohner, inzwischen (Anfang 2017) sollen es über 10 Millionen sein. Die weitaus meisten davon wohnen im Süden und davon wiederum die meisten in den drei größten Städten Stockholm, Göteborg und Malmö. Nördlich der beiden großen Seen Vänern und Vättern wird es streckenweise recht einsam. Das macht ja gerade den Reiz aus - mit dem Wohnmobil in absoluter Stille an einem einsamen See stehen, bei einem Lagerfeuer unter klarem Sternenhimmel ... ein Erlebnis, das wir hier in Deutschland beispielsweise definitiv nicht mehr haben können!
Die dünnere Besiedlung im Norden hat auch ihre Nachteile: Supermärkte und Tankstellen gibt es dort nur wenige, und man tut gut daran, jede Einkaufs- und Tankgelegenheit zu nutzen. Bei meinen Reisen wird das Wohnmobil spätestens an die Tankstelle gesteuert, wenn die Nadel auf 1/3 herunter ist. Sehr weit "oben" im Norden würde ich schon bei halbvollem Tank jede Gelegenheit nützen.
Verirrt in den schwedischen Wäldern?
In der Tat ist es möglich, sich in weitläufigen Waldgebieten zu verlaufen. Dadurch verschwinden jedes Jahr ein paar Menschen, bei denen man vermutet, sie hätten sich "nur" verlaufen. Wer wirklich durch eine abgelegene Gegend wandern will, womöglich noch über eine längere Tour, sollte sich dringend über die einschlägigen Vorsichtsmaßnahmen informieren. Wir haben aus einem Wald heraus einmal den Quadcopter auf 200 Meter steigen lassen - und selbst aus dieser Höhe war nicht ein einziges Haus / eine Siedlung / eine Straße auf den Aufnahmen zu sehen.
Auch wenn man sich scheinbar nicht weit vom geparkten Auto entfernt: die Orientierung in so einem Wald ist sehr, sehr schwer. Also informiert euch bitte, was man da zum Wandern braucht; ich denke, das mindeste ist ein gemietetes Satellitentelefon, ein GPS und eine Solarzelle zum Wiederaufladen davon. Ein Kompaß und das Wissen, wie man ihn benutzt (!), sind sicher auch hilfreich. Und vor allem sollte jemand wissen, wo ihr seid und wohin ihr wollt. Da draußen hören nur die Elche eure Schreie ...
Für recht kleines Geld bekommt man einen kleinen GPS-Empfänger mit SIM-Card. Den kann man z.B. dem Hund umhängen, für den Fall, dass der abhanden kommt. Oder man trägt ihn selbst bei sich. Diese Geräte antworten auf eine bestimmte SMS mit der aktuellen Position (wenn sie ein Mobilfunk-Netz haben).
Im Norden gibt es tatsächlich auch wilde Bären und Wölfe. Darauf, dass die sich bei der Annäherung eines Wanderers wirklich verkrümeln, würde ich nicht wetten wollen. Auf so eine Begegnung hätte ich persönlich weniger Lust ...
Schweden kann recht teuer sein
Alkohol, Tabak, Treibstoff und Lebensmittel sind teil drastisch teurer als bei uns, teils moderat teurer. Diesel zum Beispiel kostete 2014 etwa 1/3 mehr als in Deutschland, das ist Anfang 2017 im großen und ganzen immer noch so. Alkohol würde ich unter allen Umständen aus Deutschland mitnehmen, es gibt wirklich gute Rotweine beispielsweise in einer leichten "wohnmobilfreundlichen" Kartonverpackung. Wein im "Systembolaget" zu kaufen - im Supermarkt bekommt man Leichtbier, sonst nix! - ist eine teure Erfahrung.
Die Lebensmittel, so meine Erfahrung, sind von mindestens guter Qualität in Schweden, aber vieles Vertraute ist gar nicht zu finden. Schwarzbrot und Leberwurst sind so typisch deutsch, das bekommt man hier oben fast nie. Da würde ich empfehlen, eingeschweißtes Schwarzbrot mitzunehmen - wenn man wirklich nicht drauf verzichten möchte. Aber hier gibt es andere, so leckere Sachen, da landet das mitgebrachte Glas Leberwurst sowieso im Bauch vom Hund .
Brötchen, so knackig wie bei uns, erscheinen ab und zu im Regal bei ICA (wir kaufen fast nur bei ICA ein, wenn wir in Schweden sind). Aber oft gibt es nur weiche labbrige Brötchen oder krümelige Croissants. Schmecken nicht schlecht, aber knusprig wäre schöner!
Das Brot ist meist abgepackt erhältlich mit weicher Kruste, fast schon angloamerikanischer Stil (leider!). Wer ein frisches Brot mit knackiger Kruste liebt, darf sehr lange suchen. Insbesondere darf man auch Bäckereien lange suchen: man findet sie in den Innenstädten hier und da, aber kleinere Dörfer haben schon lange keinen Bäcker mehr. Beim Brot aufpassen: oft ist es gesüßt, was für uns ein wenig gewöhnungsbedürftig schmeckt. Man kann es ja mal ausprobieren. Ich mag es persönlich nicht so, deswegen achte man auf die Etiketten "osötad" ist das Zauberwort für ungesüßtes Brot. Und das abgepackte Brot schmeckt nicht mal schlecht, sieht man einmal von dem fehlenden Knusperfaktor ab.
Tip für Brotliebhaber: "osötad" bezeichnet ungesüßtes Brot, das gesüßte Brot ist für uns sehr gewöhnungsbedürftig. "Vollkorn" bedeutet nicht, dass man auch ganze Körner im rustikalen Brot findet - vielleicht ist das Brot genauso weich wie andere Sorten, nur etwas dunkler. Findet man "finnisches Brot" (sieht aus wie bei uns ein Bauernbrot, aber eher rund statt länglich), sofort kaufen: es ist megalecker!
Sehr lecker und vielfältig sind die Käsesorten. Die Schweden bieten in den Läden fast nur schwedischen oder zumindest skandinavischen Käse an. Standardsorten wie Gouda findet man auch, aber das wird eintönig. Der billigste Käse ist "hushallsost" ("Haushaltskäse"). Der ist für Pizza und andere Gerichte mit Käse gedacht, eigentlich ein einfacher Koch-Käse. Er schmeckt aber auch gut auf dem Butterbrot. "Herrgårds-Ost" ("Bauernhof-Käse") gibt es in mehreren Richtungen über mild bis würzig. Der ist einfach lecker! Probiert ihn unbedingt aus! Beim Käse müßt ihr ein wenig umdenken: der Fettgehalt wird anders angegeben, und um auf die in Deutschland üblichen Werte zu kommen, muss man die schwedischen Angaben in etwa verdoppeln. Es gibt unterschiedliche Schmelzkäsesorten in größeren Gebinden (400 g), der mit "Bacon" ist recht lecker, aber natürlich nicht kalorienarm. Man bekommt den Schmelzkäse im Becher und auch in der Tube, was für Reisende vielleicht praktischer ist.
Käseliebhaber sollten sich wirklich mal von vorn nach hinten durch die Käsetheke futtern. Ziegenkäse gibt es sehr günstig ("get ost"), auch eine Offenbarung ist der "grädd ost" ("Sahnekäse"). Der hat zwar einen astronomisch hohen Fettgehalt, ist aber sowas von lecker! Schwedischer Cheddar ist meist blasser als das orange leuchtende Original aus Großbritannien, aber der schmeckt würzig und ist nicht besonders fettreich.
Knäckebrot gibt es in riesigen Scheiben von ca. 40 cm (!) Durchmesser, 10 Stück in der Packung, mit Loch in der Mitte. Natürlich gibt es auch die kleinen Pakete. Die runden Scheiben mit Loch sind praktisch, wenn man das Knäckebrot auf eine Leine fädelt und in der Küche aufhängt. Kein Witz: das wird wirklich so gemacht! Das Knäckebrot von Leksand können wir sehr empfehlen, man bekommt es hierzulande auch - zum Beispiel bei IKEA.
Ich erwähnte ja schon, dass wir meist bei ICA einkaufen, aber es gibt natürlich auch andere große Ketten. Doch ICA scheint fast überall vertreten zu sein. Leider sind für den Gebrauch im Wohnmobil die schwedischen Tiefkühlprodukte nicht immer tauglich, weil die Packungsgrößen meist auf eine vierköpfige Familie ausgelegt sind (eine sehr hungrige ...!). Man muss also ggf. am nächsten Tag nochmal Reste essen. Überhaupt sind diese Packungsgrößen zunächst überraschend: aber wenn man bedenkt, dass viele Schweden eine ziemlich weite Strecke für den Einkauf zu fahren haben, dann versteht man, warum es Käsepakete mit 5 Kilogramm gibt, Schmelzkäse mit 400 g ...
Fertiggerichte findet man sehr oft ausschließlich in Tiefkühlform und dann auch nur in geringer Auswahl. Dosensuppen sahen wir nur sehr, sehr wenig oder gar nicht. In den Kühltheken findet man (als Tip!) Köttbullar zum Fertigbraten, die von der ICA-Hausmarke schmecken lecker; leider ist die kleinste Packung mit 1.000 g schon heftig für zwei Personen. An den Fleischtheken muss man eine Nummer ziehen und anstehen. Das heißt, wenn es eine Fleischtheke gibt; oft - gerade in kleinen Läden - ist die durch abgepackte Ware ersetzt.
Köttbullar werden in Schweden mit "potatismos" ("potatis" → "potatoes" → Kartoffeln, aha! "mos" → aussprechen wie "muhs" → aha ... Kartoffelmus!) und "rödbetssallad" ("röd" → "rot", "beta" → "Beete", "sallad" → na? Das könnt ihr doch jetzt selbst zusammensetzen, oder?) serviert, dazu auch mal gebratene Zwiebelringe und zum Nachtisch Kanelbullar. Wer das zu Hause nachmachen will, greift im heimischen Regal schon mal zum genau gleich aussehenden Heringssalat. Diese Zusammenstellung schmeckt zwar auch nicht schlecht, aber das Original ist nun mal besser. Aufgefallen ist uns das, weil wir mal Heringssalat kaufen wollten und uns wunderten, wieso da überhaupt kein Hering drin ist ...
Kaufen kann man den Salat in Deutschland nicht, aber immerhin findet sich ein Onlineversand mit zwei Sorten (die von ICA, und den Salat von "Rydbergs" (letzterer ist total lecker!). Wer es probieren will, hier mal schauen.
Gemüse ist ein wenig teurer als in Deutschland, Obst fast immer auch. Äpfel gibt es in Südschweden im Herbst oft für ganz wenig Geld am Straßenrand zu kaufen. Die Zeiten, wo Salatgurken umgerechnet 6 DM kosteten, sind allerdings vorbei.
Sonstige Milchprodukte gibt es bis zum Abwinken aus vorwiegend schwedischer Produktion. Die Molkereikette "arla" ist auch bei uns im Kühlregal vertreten, da stammen die leckeren "Buko"-Varianten her. Beliebt in Schweden sind die mehr flüssigen "Trink-Joghurt"-Varianten, davon stehen mehrere Regalmeter auch in den kleinen Supermärkten. Butter gibt es in Varianten von ungesalzen, normal gesalzen bis zu stark gesalzen. Die leicht gesalzene Butter ist sicher nicht gut für den Blutdruck, mit Weißbrot und Marmelade aber zum Frühstück ein echter Genuß.
Wer Senf mag, muss sich seinen Lieblingssenf entweder von zu Hause mitbringen oder in Schweden den "senap" probieren. Es gibt alle möglichen Geschmackssorten und Verpackungsarten.
Hallon ist eine Beerenart, die es bei uns nicht gibt. Auch für Geld und gute Worte ist in Deutschland kein Produkt aus dieser in Schweden überaus beliebten Beerenart zu bekommen. Das ist schade, denn diese wie eine Himbeere aussehende Frucht ist sehr lecker. Man kann sie als "Hallonsylt" (eine Creme) bekommen, ist lecker auf Weißbrot oder auch auf einem Eierpfannkuchen. Es gibt auch Joghurtsorten und Getränke mit Hallon, meine Empfehlung: unbedingt probieren und ein Glas mit nach Hause nehmen. Hallon schmeckt ein wenig herbe, aber sehr angenehm frisch.
In den Supermärkten Schwedens ebenfalls beliebt ist "Bland Syrup", das ist ein Getränkekonzentrat, das vom Verbraucher auf trinkbare Verhältnisse mit Wasser runtergemischt werden muss. Die Älteren unter uns werden sich aus der Kindheit noch mit Schaudern an "Tri Top" erinnern, diese klebrige Flüssigkeit mit dem chemischen Beigeschmack (fand ich jedenfalls). Der schwedische Sirup ist viel besser und kann tatsächlich getrunken werden. Praktisch ist das natürlich auch - weniger Schlepperei. Auf die Etiketten guckten wir nicht so genau, der Zuckergehalt ist sicher nicht sehr gesund. Die Geschmacksrichtung "Hallon" ist überall zu haben.
"Kanelbullar" sind so etwas wie ein Nationalgebäck in Schweden. Man bekommt sie natürlich auch abgepackt beim ICA, oder frisch beim Bäcker. Auf jeden Fall gehören sie in Schweden nachmittags zum Kaffee.
Apropos Kaffee: in Schweden gibt es eine feine brauchbare Auswahl Kaffeesorten im Supermarkt. Die Sorge um frischen Filterkaffee muss man in Schweden nicht haben. Wir kauften ganze Bohnen und haben immer selbst morgens frisch gemahlen. Wer seine heimische Sorte mitbringen möchte: ganze Bohnen halten ihr Aroma, aber gemahlen verliert der Kaffee den Geschmack sehr, sehr schnell. (Dieser absolut ekelhafte Instantkaffee ist noch eine Domäne der angloamerikanischen Länder. Dort habe ich in der Tat schon erfolglos in einer südenglischen Tesco-Filiale nach Filterkaffee gesucht ... alles nur Pulver ... brrr, fürchterlich )
Wer Milchpulver im Kaffee mag, sollte sich das am besten nach Schweden mitbringen, denn wir haben das mal lange - und vergeblich! - gesucht. Kaffeesahne hingegen gibt es reichlich.
Essen gehen in Schweden
Wir kochen im Wohnmobil meist selber, das ist ja gerade der Sinn einer Wohnmobilküche. Aber natürlich gehen wir auch im Urlaub aus, das ist wiederum der Sinn eines Urlaubs . In Schweden ausgehen ist aber nicht billig. Sehr beliebt ist Pizza, man findet überall eine kleine Pizzeria, die mindestens eine akzeptabel schmeckende Pizza servieren - meist sogar eine recht gute. Beliebt sind Pizzen mit Meeresfrüchten wie Krabben, oder auch die "Calzone", die man in Schweden auch "inbakad" beschreibt. Pizza und die in Schweden ebenfalls beliebten "Burger" sind nicht sonderlich teurer als in Deutschland. "Sybilla" ist eine Fast-Food-Kette, die wir empfehlen können; die Burger sind in verschiedenen Gewichtsklassen wählbar und wurden in den von uns besuchten Filialen immer ganz frisch zubereitet. Bei "McDonald's" sollte man in Schweden einmal einen BigMac probieren: die Saucen sind ganz anders abgeschmeckt als hierzulande. Ein "Kebap" entspricht ungefähr dem Döner bei uns. Manchmal wird das in ungewohnten Zusammenstellungen angeboten, aber es schmeckt.
Geht man in ein "besseres" Restaurant, sollte man immer versuchen, um die Mittagszeit das "Dagens rätt" (Tagesgericht) zu erwischen. Das ist meist deutlich günstiger als abends dasselbe Gericht á la carte, aber immer noch weit jenseits von "billig" oder auch nur "günstig". Das Glas Bier zum Essen ist teuer, nicht jeder Laden hat eine Alkohol-Lizenz: dann gibt es Leichtbier oder alkoholfreie Getränke.
"Pytti panna" ist was Handfestes, es ist auch eine schwedische Spezialität. Im wesentlichen besteht das Gericht aus Kartoffel- und Schinkenwürfeln, dazu Zwiebeln und Gewürze und noch verschiedene andere Dinge je nach Laune des Kochs. Ursprünglich eine Art Resterampe, ist das nun sogar in der TK-Abteilung von ICA zu bekommen.
Wohnmobil-Logistik in Schweden
Ganz generell gesagt gilt für alle Einrichtungen für Wohnmobile in Schweden: durchweg mindestens "gut", wenn nicht besser - aber im Süden gibt es halt mehr als im Norden, das sollte man bei der Routenplanung im Hinterkopf behalten. Hier spielt dann auch wieder der Saisonschluß eine Rolle: vor der Anfahrt prüfen, ob der gesuchte Campingplatz wirklich geöffnet ist. Manche Campingplätze bieten Waschmaschine und Trockner an, wer lange unterwegs ist, wird das gerne nutzen! Zum Trocknen gibt es manchmal den Trommel-Trockner, den wir von zu Hause ja kennen, aber auch Trockenschränke: da hängt die Wäsche auf Bügeln oder Leine, heiße Luft wird durch den Trockenschrank gepustet. Funktioniert genauso, die Sachen trocknen etwas glatter als in der Trommel.
Aber mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen braucht man in Schweden eigentlich nie einen Campingplatz oder einen Stellplatz: man ist ja für eine bestimmte Zeit autark, das sollte man gerade hier auch ausnutzen! Wir würden einen Campingplatz nur dann aufsuchen, wenn wir in eine größere Stadt wollen (aber selbst da gibt es andere Möglichkeiten, wenn man nur etwas sucht).
Wasser bekommt man fast überall, auch wenn man einmal nett an der Tankstelle fragt. Wir benutzen sehr gern die "Rastplatskarta" (muß ich das übersetzen? Eher nicht ...), um auch die Entsorgung damit zu planen. Die Rastplätze werden von der staatlichen Baubehörde "Trafikverket" betrieben und sehr gut gepflegt. Alle offiziellen Rastplätze besitzen ganz ausgezeichnete und erstklassig gepflegte Rastanlagen und sanitäre Einrichtungen. Die meisten haben auch einen Raum, "Latrin" beschriftet: da befindet sich ein Ausguß für den "Honigtopf" (die Fäkalien-Kassette). Wasser würde ich da drin nicht zapfen wollen, aber man findet draußen auch meist einen Wasseranschluß.
Die Rastplätze kann man online abfragen, das ist unterwegs ein wenig unpraktisch, denn das zieht Datenvolumen. Die gedruckte Karte gibt es leider nicht mehr. Nur noch ein aktuelles Komplett-PDF läßt sich herunterladen und offline nutzen, und zwar hier:
https://trafikverket.ineko.se/se/rastplatskartor
Wer online die Rastplätze abfragt, sollte diesem Link folgen:
http://trafikinfo.trafikverket.se/LIT/#url=Vagtrafiken/SokÜbrigens kann man bei trafikverket auch die Standorte der Radarkameras abfragen. Die sind zusätzlich auch noch vor Ort ausgeschildert ...
Der Außenhahn an den Sanitärhäuschen ist beschriftet mit "kein Trinkwasser", aber die Leitung ist bestimmt dieselbe wie zu dem Rasthaus nebenan, und das Wasser sicherlich dieselbe Qualität. Nur werden die Zapfstellen eben nicht kontrolliert, deswegen wohl die Warnung. Das Wasser ist zum Waschen und Duschen sowieso geeignet, wir kochen auch Kaffee damit und es gab nie auch nur verdächtige Symptome /schlechten Geschmack. Pur trinken würde ich es nicht, dazu ist es auch zu lange im Tank, wir nehmen lieber Mineralwasser wie zu Hause auch. Der Wasserhahn draußen hat meist keinen Schlauch und schaltet nach 5 Litern spätestens ab. Wer hier mit dem Kanister tankt - wie wir -, darf ein paar Mal laufen. Macht auch nichts, es geht alles.
Wasseranschlüsse sind soweit identisch mit unseren Wasserhähnen, d.h. den "Gardena"-Adapter kriegt man problemlos draufgeschraubt. Es gibt diese Adapter für verschiedene Gewindedurchmesser, einen Satz sollte man dabeihaben. Den eigenen Schlauch bringt man ja sowieso mit.
Klopapier fürs Wohnmobil kauft man sehr günstig in toller Qualität bei "biltema". Diese Kette hat Filialen überall in Schweden, die erste findet man in Malmö praktisch unmittelbar nach der Brückenpassage. Auch die Klo-Chemie gibt es für einen anständigen Preis. Wer schon mal bei "biltema" ist: schaut mal nach Werkzeug und Ersatzteilen, hier kann man durchaus das eine oder andere Schnäppchen machen, insbesondere Werkzeugsätze sind hier vergleichsweise billig bei sehr guter Qualität. Übrigens nicht wundern auf dem Biltema-Parkplatz: mit dem Ford T-Modell einkaufen zu fahren, hat in Schweden nichts Besonderes an sich.
Stromanschluß braucht man mit dem Wohnmobil ja nun wirklich selten. Wer sich abends mit Mikrowelle, Espressomaschine, Fön, Satellitenschüssel und anderem Schnickschnack bespaßen möchte, kommt mit der Bordbatterie wohl nicht aus. Wir haben bei mehreren Urlauben in Schweden nicht einmal Stromanschluß benötigt, und wir laden: Spiegelreflexkameras, Videokamera, Quadcopter, Notebook, Tablets, Smartphones, Navi, WLAN-Router und und und ... wir saßen trotzdem noch nie im Dunkeln. Es geht! - Aber wer Strom braucht: die Steckdosen haben eine etwas andere Norm, einen Adapter braucht man sicher.
Flaschengas ist für Schweden-Urlauber ein Dauerthema. Die grauen Flaschen gibt es in Schweden beileibe nicht überall, eher als Ausnahme in spezialisierten Stellen. Im Sommer bis Frühherbst sind wir ohne Heizung schon mit 11 kg ausgekommen. Das aber nur zu zweit mit Hund bei wirklich warmen Wetterbedingungen. Muss geheizt werden, ist auch bald die zweite Flasche "im Anbruch".
Schwedische 11-kg-Flaschen passen von den Abmessungen problemlos (ggf. mit Adaptern), man kann sie aber nicht leihen. Und man kann sie, außer in Schweden, sonst auch nicht füllen lassen oder tauschen. Wer öfter nach Schweden fährt, könnte sich eine schwedische Flasche und eine "normale graue" besorgen. Man kann aber eine graue Flasche an bestimmten Orten tauschen, dafür gibt es auch Listen mit den Anschriften der Firmen. Es geht auch - soll illegal sein, deswegen beschreibe ich das nicht näher! - das Nachfüllen. Schlaufüchse bekommen es sogar hin, eine Schwedenflasche aus einer grauen Buddel zu befüllen ... naja, wäre nicht mein Ding. Wie auch immer, außer mit Erdgas nachzufüllen ist Flaschengas in Schweden richtig heftig teuer, etwa zwei- bis dreimal mehr als bei uns. Startet besser mit zwei randvollen Flaschen zu Hause!
Wo man Flaschengas bekommen kann, läßt sich beim "Besucherguide Schweden" abfragen, hier geht es zur Liste.
Eine Internetverbindung zu finden ist technisch kein Problem, außer man ist wirklich weitab jeglicher Zivilisation. Das liegt auch daran, dass die Schweden vom kabelgebundenen Telefon schnell wechseln auf Mobilfunk, und das Netz entsprechend gut ausgebaut ist. Auch in scheinbar fast nicht besiedelten Landstrichen gibt es meist noch Mobilfunkempfang. Immer noch sind Datenverbindungen dort aber für Urlauber reichlich teuer. Das Roaming des Anbieters zu Hause sollte man sehr scharf nachrechnen; man wird die Feststellung machen, dass man mit einer prepaid Extra-SIM besser fährt.
Wichtigster Tip ist: kein Tablet und kein Smartphone, auch nicht das Notebook, dürfen während dem Urlaub Updates ziehen. Das muss man unbedingt schon mal vorab ausschalten. Vier Android-Geräte mit je 200 Mbyte Update brennen ein kräftiges Loch in die Datenkasse.
Zweitwichtigster Tip: Daten-Roaming in jedem Gerät abschalten. Dannkann man auch nicht mal versehentlich eine Mail abrufen. Auf der Fähre wäre so was bitter ...
Tip, der meisten Geld ersparen kann: Nutzt vor allem auf den Fähren kein Daten-Roaming! Die Kilobyte-Preise sind jenseits von gut und böse (Stand 2016!). Manche Fähren haben ein offenes WLAN für Fahrgäste (meist in der Cafeteria). Jeder sollte sich überlegen, ob er Paßwörter für soziale Netze, Email-Konten usw. über ein ungesichertes Netz übertragen will oder die paar Stunden mal einfach nur ein Buch liest.
Tip in Sachen "offenes WLAN": den Datenverkehr kann bei ungesichertem Netz jeder Idiot mitschneiden, achtet darauf, keine Passwörter über das Netz zu schicken und wenn, dann nur bei https-gesicherten Verbindungen.
Dann sucht man sich besser einen Anbieter, der eine SIM-Card für mobiles Internet in Schweden anbietet, wir wurden zu Hause fündig und haben für 79 Euro eine Karte vom Anbieter "drei.at" bekommen mit 10 Euro Guthaben. Dafür bekommt man 10 Gigabyte Datenvolumen innerhalb von 30 Tagen, je nachdem was eher vorbei ist ... zu zweit mit reger Nutzung von sozialen Netzwerken einschließlich Fotoversand reicht das wirklich locker aus! Aufladen für weitere 10 Gigabyte /30 Tage kostet 10 Euro. Die Karte sitzt in einem Router, der spannt im Wohnmobil ein WLAN auf. Deswegen muss man alle Updates in den Geräten abstellen, denn bei einer WLAN-Verbindung fackeln die in der Voreinstellung nicht lange und ziehen die fälligen Gigabytes aus dem Netz ...
Tip: diese SIM-Karte mindestens jährlich mit etwas Guthaben aufladen: das wird aber erst angebrochen, wenn tatsächlich Datenverkehr gezogen wird. Ansonsten kann (bei drei.at ist das jedenfalls so) die Kate deaktiviert werden. Die Karte samt Router sollte man ggf. im Kollegenkreis verleihen, die gilt auch in weiteren europäischen Ländern (nicht Deutschland!).
Telefonieren ist kein Problem, aber natürlich zahlt man wegen der Roaminggebühren mehr als zu Hause. Wer ohnehin die WLAN-Lösung hat, kann skypen oder über einen Messengerdienst kommunizieren, dann gibt es keine Extrakosten. Roaming wurde durch die EU zwar inzwischen gedeckelt, aber die Kosten sind doch noch spürbar höher. Das Mobilfunknetz hat eine erstaunlich hohe Abdeckung. Wer sich die Mühe macht, kann das automatische Wählen des Netzbetreibers am Telefon abschalten und sich selbst einen aussuchen.
Für Ausländer ist es in Schweden heute einfach, eine SIM-Karte vor Ort zu kaufen. Ich gebe das jetzt mal so weiter, weil diese Aussage immer wieder zu lesen ist. Es soll Prepaid-Karten bei größeren ICA-Märkten oder in Telia-Shops geben. Die Preise sollte man zeitnah vor der Abreise vergleichen, die gehen kunterbunt rauf und runter.
Die Anreise nach Schweden
Der Vorteil, wenn man in Kiel wohnt: man hat nicht nur die Fähre praktisch vor der Haustür, sondern auch die Anreise auf der Straße ist locker in einem Tag zu schaffen. Leider ist die Fährverbindung Kiel-Göteborg nicht gerade preiswert, wenn man sich mit dem Wohnmobil nach Schweden begibt. Der einzige Vorteil ist die lange Seereise (14'30"), und man startet entspannt mitten in Göteborg in den Urlaub. Doch schon im März sind die Preise für Hin- und Rückfahrt schnell bei 500 Euro, da hat man an Bord noch nicht mal was gegessen.
Der Haken bei allen Fährüberfahrten: man muss reichlich Zeit einplanen für unvorhergesehene Ereignisse, und die Anfahrt steht entsprechend unter "Druck". Ein einziger Stau auf der Autobahn, und die Fähre "kannste knicken". Der Dampfer wartet nicht, ab Kiel geht es nur alle 24 h einmal nach Göteborg, und ob das Ticket am Folgetag noch gilt? Flexibel buchen kostet Aufpreis ... Andere Verbindungen (z.B. Puttgarden-Rödby) sind da günstiger, weil es erheblich mehr Abfahrten am Tag gibt (alle 45 Minuten), man kann auch flexibel buchen und muss sich dann nicht gnadenlos ärgern, wenn man eine Abfahrt verpaßt. Das kostet Aufpreis, aber das Ticket ist wenigstens nicht komplett wertlos!
Noch besser finde ich daher persönlich die Überfahrt über die drei Brücken (Kleiner Belt, Großer Belt, Öresund). Bucht man die Überfahrten im voraus, spart man einen netten Betrag. Die Tickets kann man selber drucken und dann (natürlich nur je einmal!) benutzen, wann man will. Das ist also streßfrei. Hin- und Rückfahrt kosten um 150 Euro. Ein Anbieter ist leider gerade ausgeschieden, wir suchen jetzt noch Alternativen. Man kann auch die Brücken ohne Buchung benutzen, dann zahlt man mit Kreditkarte am Mautschalter. Das kostet ein bißchen mehr, ist aber wohl die spontanste Möglichkeit.
Update (04.06.2017): Die Firma Knopf-Reisen (nach unserer Erfahrung sehr zuverlässiger Anbieter von Online-Buchungen) bietet wieder Brückenüberfahrten als Mail-Ticket an. Wir wählen die Brücken-Kombination. Hin und zurück kostet das für unser Wohnmobil derzeit 189,00 Euro bei Anreise Juli / Rückreise August.
Weiterer Vorteil der Brückenüberfahrt: man muss den Hund nicht auf der Fähre im Wohnmobil lassen (die Luft im Laderaum, dann noch der Krach ...) oder auf Deck ein Bäumchen suchen, sondern man kann jederzeit mal rechts ranfahren, wie es dem Herrn Hund beliebt!
Mogeln bei der Wohnmobil-Größe scheint ja geradezu "in" zu sein, wenn man in bestimmten Foren liest. Es lohnt sich allerdings auch, auf die genaue Länge zu achten: auf manchen Strecken wird die Überfahrt für Fahrzeuge über 6 Meter mal eben doppelt so teuer! Wir liegen mit 5,62 Meter darunter, haben aber eine Kiste am Heck: die rechnet in der Gesamtlänge mit, ebenso wie Fahrräder auf dem Gepäckträger! Wer also so wie wir dicht unter der 6-Meter-Grenze ist, sollte seine Ladung vor der Brückenüberfahrt möglichst nach innen verstauen. Mit der Alukiste geht das ganz easy. Bei Fahrzeugen, die sehr dicht über der magischen Grenze von 6 Metern liegen, sollte man selbst mal nachmessen, ob die Angabe im Fahrzeugschein wirklich zutreffend ist. Aber noch einmal: es interessiert nicht, was im Fahrzeugschein steht und wie nach irgendwelchen Normen gemessen werden soll: die messen für Brücken und Fähren die größte tatsächliche Länge, und danach wird bezahlt.
Und: Mogeln bringt sowieso nichts, an den Brücken (und auf den Rampen der meisten Fähren) sind Lichtschranken. Im Zweifel wird an der Mautstation gerne nochmal manuell gemessen. Falsches Ticket heißt nicht etwa: Aufpreis zahlen. Es heißt: neues Ticket zum vollen Preis kaufen ...!
Für Schweden-Urlauber, die aus dem Süden Deutschlands anreisen, sind die 400 Kilometer durch Dänemark sicher nicht so prickelnd. Da gibt es aber Abfahrten aus Lübeck-Travemünde, Rostock oder eben Puttgarden. Oder man legt in Schleswig-Holstein ein gutes Päuschen ein.
Ab Grenå und Frederikshavn (beide DK) gibt es Überfahrten nach Varberg bzw. Göteborg. Beide Linien bin ich schon gefahren, die Linie Grena-Varberg ist mit Abstand die günstigste Möglichkeit, mit dem Wohnmobil nach Schweden zu kommen. Es fahren dort leider nicht mehr so viele Schiffe wie früher. Aber nachts (23:50 Uhr, wenn ich richtig erinnere) gibt es eine preiswerte Überfahrt, man muss halt die fünf Stunden irgendwie herumbekommen.
Auf den Fähren sollte man dringend davon absehen, irgendwelchen Datenverkehr mit dem Smartphone zu produzieren! Kleine zusammengefaßte Kostprobe aus einer SMS von meinem Provider am 12.09.2014 (Varberg - Grenå): "5 MB /24 Stunden /14,99 €; 10 MB /7 Tage /29,99 €; bei nutzungsabhängiger Abrechnung 20,79 € pro Megabyte."
Die 10 Gigabyte von meiner "drei.at"-Karte hätten danach über 200.000 € gekostet .
Wir berechnen unseren Kostenvergleich immer bis Trollhättan. Ob ich bis Grenå in DK fahre und dann über Varberg nach Trollhättan, oder über die Brücken nach Schweden reise und dann eben ab Malmö bis Trollhättan, bleibt sich fast gleich. In Schweden fährt es sich überaus angenehm, leider möchte ich das für Dänemark nicht mehr uneingeschränkt so sagen, da hat sich einiges negativ verändert.
Einreise nach Schweden
Die Einreise ist unkompliziert, Schweden gehört zum Schengen-Raum. Trotzdem kann es Kontrollen geben, wenn man von der Fähre kommt oder die Öresundbrücke überquert hat. Bei der Kontrolle braucht man den gültigen (!) Personalausweis für alle, die an Bord sind. Der Zoll schaut wegen der Probleme mit illegalen Einwanderern bei älteren Fahrzeugen oder "untypischer" Fahrzeugbesatzung (Alleinfahrer dürften dazugehören) schon mal in das Fahrzeug hinein, gern auch einmal mit Drogenspürhund! Die Polizei und der Zoll sind höflich bis freundlich, aber bestimmt nicht zum Spaß an eurem Fahrzeug. Soll der Drogenhund hinein, dann denkt an den eigenen Fiffi, sonst gibt das Zoff.
Apropos Drogenhund: Schweden ist absolut kein Kifferparadies. Wer da glaubt, sich abends entspannt am See einen Joint zu ziehen, sollte sich dafür ein anderes Land aussuchen! In Schweden sitzt jeder zweite Knacki wegen einem Drogenvergehen. Wer da glaubt, so schlimm wird es für Touristen nicht, soll hinterher aber nicht rumheulen. Sechs Monate gesessen, und der Arbeitsplatz in Deutschland ist weg (übrigens auch die deutsche Fahrerlaubnis, wenn die Strafe an die Fahrerlaubnisbehörden gelangt, z.B. via Staatsanwaltschaft, wenn ein Delinquent abgeschoben wird).
Der Hund braucht seinen gültigen Heimtierausweis mit allen Impfungen - also informiert euch bitte bei einer offiziellen Quelle. Und was das anbetrifft, ich will das nur erwähnt haben: fragt bloß nicht eure Facebook-"Freunde", soviel dummes Zeug gerade bei wichtigen Fragen liest man sonst nirgends! Das ist fast unglaublich, was es dort für "Ratschläge" gibt; naja: wer den blöden Rat abgelassen hat, steht ja nachher nicht mit langem Gesicht an der Grenze und hat Probleme. Also ernsthaft: auf der seriösen Seite schauen, einen guten Link erhaltet ihr am Ende dieses Artikels! (Sechs Monate Quarantäne kosten für einen normalen Hund in Schweden ein paar tausend Euro, die natürlich der Hundehalter bezahlen darf - richtig so.)
Hunde müssen übrigens für die Einreise beim Zoll angemeldet werden, Link weiter unten!
Übernachten in Schweden
Auch Schweden ist kein Wunderland, das schon mal vorab: natürlich gibt es hier auch Kriminalität in den größeren Orten, das ist leider überall auf der Welt so. Ungeachtet dessen kann man sich in Schweden zu Recht sehr, sehr sicher fühlen. Wir stehen daher auch auf sehr einsamen Plätzen wie auch mal im Ort hinter einem Gemeindezentrum, noch nie fühlten wir uns unsicher. Mag natürlich auch am Hund liegen, der sehr tief und laut knurrt, wenn sich draußen etwas Ungewöhnliches tut.
Es gibt überall ausgeschilderte Park- und Rastplätze an den Straßen, die sind manchmal nachts sehr ruhig. Es gibt Plätze für Angler, die nachts ebenso verlassen sind, Wandererparkplätze oder auch nur eine unbeschriftete Schotterfläche im Wald. An den Seen gibt es manchmal Badestellen mit befahrbarem Untergrund, wo man auch parken kann. Worauf man immer achten sollte: wo ausnahmsweise keine Übernachtungen erwünscht sind, findet man den "durchgestrichenen Wohnwagen" als Symbol. Das hat sicher seinen Grund und sollte unbedingt respektiert werden.
Man findet gute und ebene Plätze übrigens immer dort, wo viel Holzwirtschaft betrieben wird: das sind die Ladeplätze für die Riesen-Holzlaster. Sie sind mit einem gut geschotterten Weg erreichbar, riesig (der Laster muß am Stück wenden) und vor allem eben - damit die beladene Karre nicht umkippt! Man sieht die Plätze mit gutem Auge schon auf Google Earth - ein Weg ins Nichts, der in einer Wendeschleife endet. Meist sind solche Plätze nur selten wirklich in Betrieb, ich sah jedenfalls dort noch nie Ladearbeiten!
Überhaupt ist Google Earth eine recht gute Möglichkeit, die Umgebung schon mal vorab zu sichten: fast jede Straße, auch die kleineren, ist schon via StreetView problemlos zu betrachten. Versucht das mal hierzulande ... klickt mal hier: https://www.google.de/maps/@56.198668,16.3992367,3a,75y,85.59h,80.53t/data=!3m6!1e1!3m4!1sEExqqia66NIV2mSWMg5SfA!2e0!7i13312!8i6656 (das ist der Parkplatz auf dem Bild oben, aber nicht unser Wohnmobil ).
Mit dem Hund in Schweden
In Schweden mit Hund zu reisen ist heute problemlos möglich, Schweden gehört seit Jahrzehnten zur EU und macht längst nicht so einen Aufstand wie vor kurzer Zeit noch Großbritannien. Der Hund braucht für einen Aufenthalt in Schweden (übrigens auch für die Durchfahrt durch Dänemarkl!) den EU-Heimtierausweis, am besten auch mit Foto. Natürlich müssen die Impfungen gültig sein!
Der Hund muss beim Zoll angemeldet werden (hier kann man das online erledigen).
Bei der Einreise gibt es meist keine Kontrollen, aber wenn ein Hund im Lande ohne Impfungen erwischt wird, geht der in eine teure Quarantäne. Übrigens wäre das in Dänemark mit einer insofern merkwürdigen Gesetzgebung noch viel schlimmer. In Dänemark gibt es sehr strenge Rasselisten, manche Hunderassen sind dort ausnahmslos (auch für Touristen!) verboten und die Dänen setzen das buchstäblich ohne jede Gnade eisern um. Wer mit dem Wohnmobil durch Dänemark anreist, sollte seinen Hund daher dort nur an der Leine laufen lassen, und lieber nur zum Gassi nach draußen. Die reine Durchreise ist gerade noch erlaubt mit kurz Gassi gehen - mehr nicht!
In Schweden gibt es derzeit keine Rasselisten, von der Seite droht Fiffi also keine Gefahr. Man sollte aber dringend Vorkehrungen gegen Zecken treffen (gilt für Frauchen und Herrchen gleichermaßen!). Zecken haben wir 2016 buchstäblich täglich von Carlo abgepflückt, trotz Zeckenhalsband. Die "Frontline"-Tropfen sind nach unserer Erfahrung nicht schlecht.
Schweden ist Hunden gegenüber toleranter als manch anderes Land, aber es gibt offiziell Leinenpflicht. Im Restaurant ist ein Hund manchmal nicht erlaubt, dann steht es an der Tür (Text oder Piktogramm). Auf jeden Fall besser fragen! Wir haben den Hund mit einer leuchtend gelben Warnweste bekleidet, sobald es irgendwo in der Natur nach draußen geht. Während der Jagdsaison (man muss sich im voraus oder vor Ort informieren!) sollte man mit dem Hund sehr vorsichtig sein, was "frei laufen" angeht.
Tierärzte und Tierkliniken ("djur klinik") findet man ebenso wie hier, aber nicht in den kleineren Orten. Mit einem kränkelnden Hund kann es beim Tierarzt schon sprachlich Probleme geben. Deswegen ist es nützlich, bei einem chronisch kranken Hund wie beim Mensch auch die verschriebenen Medikamente und die Diagnose in Latein geschrieben dabei zu haben.
Hundebeutel gibt es wie bei uns kostenlos an jedem größeren Park. Die Spender sind manchmal nicht gut zu erkennen, es schadet nichts, selbst eine Reserve dabei zu haben. Den Haufen darf man unter keinen Umständen liegen lassen, das geht in Schweden gar nicht!
Krank in Schweden
Es gibt eine dichte, gute und preiswerte (weil staatlich subventionierte) Gesundheitsversorgung in Schweden. Verordnete Medikamente und die elementarsten Dinge einer Reiseapotheke sollte man, wenn möglich, trotzdem von zu Hause mitnehmen. Man wird in der Apotheke ohne Rezept nichts bekommen, was verschreibungspflichtig ist. Deutsche Rezepte erkennen die schwedischen Apotheken schon wegen der vielfach anderen Handelsnamen gar nicht an, weswegen man doch wieder zum schwedischen Arzt müßte.
Es empfiehlt sich, eine Liste der aktuell verschriebenen Medikamente einschl. Dosierungen sowie Kurzdiagnosen der bestehenden Krankheiten dabei zu haben. Es hilft ungemein, wenn die Angaben auf Latein sind - das ist international die Medizinersprache!
Wenn man in Schweden erkrankt, wendet man sich an den staatlichen Gesundheitsdienst:
- Medizinische Servicehotline unter 08 320 100 oder 1177 (24h) oder http://www.vardguiden.se oder www.1177.se
- Diese Dienste sind teilweise auch englischsprachig verfügbar.
- Eine Krankenschwester kann einfache Diagnosen stellen und auch sagen, wie es weitergeht. Was über solche leichten Erkrankungen hinausgeht, wird von ihr an die
- vårdcentral verwiesen. Das ist ein lokales Gesundheitszentrum mit Allgemein- und Fachärzten. Die Zentren haben "normale" Geschäftszeiten, sind also nicht rund um die Uhr verfügbar. Daher muss man am Wochenende ein
- Krankenhaus ("sjukhus") aufsuchen. Im akuten Notfall wendet man sich von vornherein ans Krankenhaus, und zwar
- die Notaufnahme ("akutmottagning"). Die verfügbaren Krankenhäuser sind im Norden weit auseinander gelegen.
- Über den europaweit gültigen Notruf 112 kann man auch einen Rettungsdienst erreichen. Im Norden sind die Rettungswachen allerdings sehr weit verstreut, die Anfahrt des Rettungswagens und der Transport ins Krankenhaus können Stunden dauern. Wenn es irgendwie geht, sollte man sich selbst ins Krankenhaus begeben und spart dadurch die Zeit für eine Tour des Rettungswagens.
- Es fallen beim Arzt moderate Gebühren für den Patienten an (zwischen 100:- und 350:- SEK, d.h. 10 ~ 35 Euro). Im Krankenhaus kostet eine ambulante Behandlung etwa 30 Euro (unabhängig von der Diagnose!), ein stationärer Aufenthalt etwa 8 Euro pro Tag.
Zuhause angekommen, kann man sich die Kosten von der eigenen Krankenkasse erstatten lassen. Dafür sollte man sich in Schweden vom Arzt eine detaillierte Rechnung geben lassen. Und vor allem sorgt man vor der Reise (!) bei seiner Krankenkasse für eine Auslandskrankenversicherung. Größere Aktionen wie den Rücktransport von Schwerkranken nach Deutschland kann man u.U. auch über die Leistungen seines Automobilclubs abrechnen.
Erforderliche Sprachkenntnisse in Schweden
Man kann in Schweden mit Englisch sehr gut durchkommen, im Süden teilweise auch schon mit Deutsch. Die Schweden sprechen Englisch aber ebenfalls als Fremdsprache mit manchmal schwer verständlichem Akzent, was einem ja dann auch nicht unbedingt hilft. Aber Schwedisch ist nicht schwer zu lernen und das macht auch Spaß. Die Schweden sind stolz auf ihr Land (zu Recht!) und auch auf ihre Sprache. Wenn der Tourist sich bemüht, in ihrer Sprache zu kommunizieren, ist das höflich - und Höflichkeit schätzen die Schweden sehr! Falls man doch einmal steckenbleibt, schalten die Jüngeren von sich aus schon auf Englisch um ... im Supermarkt meist schon, wenn man die Geldkarte zum Bezahlen zückt.
Zum Einkaufen ist ein schwedischer Grundwortschatz von unschätzbarem Vorteil. "Bier" ist "Öl", aber was zum Henker sage ich, wenn ich "Öl" will? (richtig, "Olja")
Die meisten Verpackungen geben ja heute unmittelbar preis, was drin ist. Es gibt auch etliche deutschsprachig beschriftete Produkte in den Supermärkten. Aber trotzdem ist es besser, wenn ich Brot, Wurst, Käse auch ein wenig genauer beschreiben und die Etiketten entziffern kann. Im Restaurant eine Pizza bestellen gelingt besser, wenn man "lök" und "räkor" auseinanderhalten kann.
Schwedisch kann man am besten in einem Kurs lernen. Vielleicht gibt es in deiner Nähe auch eine Volkshochschule, oder sogar eine Art Bildungsurlaub ("Sprachenreisen") vor Ort? Für das Lernen mit einer App am Tablet braucht man sehr viel Selbstdisziplin, und außerdem korrigiert den Schüler niemand; ich halte das derzeit noch für Spielerei.
Für den Pannenfall ist ein Wortschatz nützlich, der die herabgefallenen Teile des Fahrzeugs beschreibt. Reparaturen sind übrigens kaum teurer als bei uns, und es gibt viele kleine Schrauber, die unterwegs auch mal aushelfen. Wir haben am Polarkreis einen Schrauber gefunden, der uns den Auspuff des Wohnmobils flickte, das ging mangels Englisch (auf seiner Seite) mit etwas Schwedisch (auf meiner Seite) und viel "Zeigen, Deuten, Gucken, Gestikulieren" eigentlich problemlos.
Nehmt euch ein Wörterbuch mit, die gibt es auch als App fürs Smartphone oder als Online-Anwendung. Holt euch die lokalen Veranstaltungsblätter oder mal eine Tageszeitung. Man lernt sehr viel Schwedisch durch Lesen, denn sehr viele Wörter lassen sich problemlos übersetzen, wenn man die Aussprache kennt oder die Schreibweise genau betrachtet.
Beispiele:
"ko" → das "o" wird wie ein "u" ausgesprochen → "ku" ... na?
"bil" → es fehlt "automo..."
"mjölk" → denkt man an Englisch "milk"! (sehr viele Wörter sind mit Englisch verwandt!)
"tidning" → "tid" → wie plattdeutsch "Zeit", "-ning" → Endsilbe wie "-ung" ... na?
"katt" → wie plattdeutsch für "Katze"
"järnväg" → "järn" → "Eisen", "väg" → na? und kombiniert: "Eisenweg"!
Auf den Nebenstraßen unterwegs
Mit unserem Wohnmobil (< 6 m Länge, 2.30 m breit und 3 m hoch) hatten wir bislang noch keine ernsten Schwierigkeiten auf Schwedens Nebenstraßen. Oft finden sich gerade wenig frequentierte Straßen mit Schotterbelag. Das Navi gibt da meist den Hinweis "unbefestigte Straße". Das ist völlig normal in Schweden, und diese Schotterpisten sind erstaunlich eben. Die meisten werden auch ein- bis zweimal im Jahr neu planiert. Für das Fahrwerk besteht da kaum Gefahr: das würde heutzutage eher auf deutschen Bundesstraßen kaputtgeschlagen!
Fahrzeuge mit und ohne ABS brauchen auf einem Schotterweg einen längeren Bremsweg, das sollte man auch dann beherzigen, wenn der Weg glatt ist und kein Schotter hochfliegt ...
Die hochgewirbelten Steinchen können ein Problem für den sein, der sein Wohnmobil abgöttisch liebt oder nur gemietet hat. Langsam fahren ist ein probates Gegenmittel gegen Steinschlag. Oder man hat ein so altes Fahrzeug wie wir, das juckt uns dann auch nicht (wir fahren trotzdem langsam).
Auf den Nebenstraßen geht es meist einspurig voran. Die meisten Schweden machen einem entgegenkommenden Wohnmobil freundlich Platz, damit man nicht zu nah an den Graben muss. Es gibt auch extra Ausweichstellen dafür. Wer die zuerst erreicht, sollte Platz machen und stoppen.
Es gibt auf wenig befahrenen Nebenstrecken nicht unbedingt die Garantie, dass die Bäume tatsächlich alle korrekt zurückgeschnitten sind. Der eine oder andere Ast kann auf ungünstiger Höhe in die Fahrbahn ragen. Da sind meist nicht die dicken Knüppel dabei, die das Wohnmobil zum Cabrio machen, aber schöne lange Kratzer sind da schon drin. Ergo: Augen auf und immer auch nach oben /zur Seite gucken, gerade beim Ausweichen.
Der langsame Fahrer merkt, wenn hinten ein schnellerer PKW kommt. Auch LKW fahren gerne mal sehr zügig in Schweden, um es vorsichtig auszudrücken ... es ist allemal streßfreier, die vorbeizulassen, wenn man selbst nur langsam unterwegs sein will (weswegen man ja gerade die Nebenstraßen benutzt!).
Man weicht auch auf den Hauptstraßen schon mal auf den breiten rechten Streifen aus, der durch eine Linie markiert ist. Dann können die Schnellen vorbei - früher blinkten sie zum Dank, aber die Sitte verschwindet langsam aus dem Straßenbild Schwedens.
Auf Nebenstraßen findet man selten einmal eine sehr niedrige Brücke unter einer Eisenbahnlinie hindurch, nur 2,50 m oder sogar noch niedriger. Nicht immer ist diese Einschränkung rechtzeitig vorher angekündigt. Auf zwanzig Zentimeter Sicherheitsreserve würde ich dabei niemals vertrauen, umdrehen und anderen Weg suchen ist hier das beste.
Nachts kann man erleben, dass auf hügeligen / waldigen / einsamen Strecken irgendwo am Horizont ein gleißendes Licht auftaucht, oder es im Wald voraus auf einmal taghell wird. Das sind skandinavische LKW, die mit wahren Scheinwerferbatterien ausgestattet sind. In Schweden sind 100 Watt pro Scheinwerfer nicht unüblich (bei uns ist die Grenze 55 oder 60 Watt!). Wenn acht Fernscheinwerfer euch ins Gesicht leuchten, wird es wahrlich hell ... die LKW-Fahrer werden euch aber normalerweise bemerken. Fahrt ihr nicht selbst mit Fernlicht, würde ich ein paar Mal aufblinken, noch bevor der andere um die Ecke kommt und blendet. Langsamer werden und wirklich konzentriert zum rechten Fahrbandrand schauen ist sinnvoll.
Schweden ist vor allem an der Grenze zu Norwegen gekennzeichnet von sehr langen Seen und entsprechend langen Halbinseln. Die Landschaft wird im Norden auch von zahlreichen langen Flüssen durchschnitten. Fähren findet man fast gar nicht, und Brücken liegen teils weit auseinander.
Schweden und ihr Nationalstolz
Schweden sind stolz auf ihr Land und zeigen das auch. Es ist auch nicht ein aufdringlicher und angeberischer Patriotismus, wie es gewisse andere westliche Länder zeigen. Schweden sind auch stolz auf ihr Königshaus, das auch im 21. Jahrhundert immer noch sehr populär ist. Als Gast in diesem Land sollte man das durchgehend respektieren. Als Urlauber wird man womöglich kaum in längere politische Diskussionen mit den Einheimischen eintreten, aber es gilt für alle Fälle: Schweden mögen keine Angeber und Aufschneider, das Rumgeprotze mögen sie ebenso wenig wie Herablassung, nur weil jemand sich für was Besseres hält. Die schwedische Gesellschaft ist noch immer eine sehr sozial aufgebaute Gesellschaft, wenngleich das auch in den letzten Jahren nachzulassen scheint. Das kann man alles gut nachlesen unter dem Begriff "Volksheim".
So gut wie alle schwedischen Häuser sind mit den Nationalfarben geschmückt. Irgendwas blau-gelbes findet sich außer am Fahnenmast auch sonst überall. Das sind dann auch die typischen Urlaubsmitbringsel. Eine schwedische Flagge bekommt man preiswerter als in der Touristinfo im nächsten "biltema", oder bei "Clas Ohlson". Das beliebte Elchschild kriegt man dort im allgemeinen auch. Es an einer einsamen Straße abzubauen, ist nicht nur Diebstahl, sondern das Warnzeichen entfernen gefährdet den übrigen Verkehr ja auch noch.
Elche in Schweden
Schweden ist das Land der Elche. Es gibt Millionen von ihnen, und jedes Jahr zerschellen auch etliche Pechvögel mit ihren Autos an einem Elch. Aber als Tourist wird man sie einfach nicht zu sehen bekommen, es sei denn, man geht in einen Elchpark. Die Begegnung mit dem Elch ist sowieso in der freien Natur immer so eine Sache: rennt der gerade über die Straße, hat man genug mit der Vollbremsung zu tun. Kommt man mitten im Wald unverhofft um die Ecke, und da steht die Elchkuh mit dem Kalb, ist es die Frage, wer schneller laufen kann. Aber Elche sind im allgemeinen sehr scheu und weichen aus, wenn sie den Menschen von weitem hören. Trotzdem ist es eine sehr gute Idee, nachts langsamer zu fahren und rechts /links den Waldrand genau zu beobachten! Schweden ist nicht berühmt für unnötige Verkehrsschilder, und wo ein "Elchschild" steht, da ist auch wirklich ein Elchwechsel.
Nachts fährt man übrigens sehr schön in Schweden: die Fenster sind auf dem Land fast alle mit kleinen, nur dafür angebrachten Lampen bestückt und beleuchtet, das sieht sehr schön und freundlich aus: deswegen machen die Schweden das ja!
Informationen einholen über Schweden / in Schweden
Für die Reisevorbereitung würde ich mich zunächst auf Seiten wie dieser hier informieren; allerdings sind private Seiten - wie diese hier! - nicht immer 100% aktuell. Auch wir werden vielleicht in ein paar Jahren etliche Informationen noch nicht überarbeitet haben, wir betreiben die Seite ja nicht hauptberuflich. Wer noch nie in Schweden war, könnte sich in der Bücherei einmal einlesen, oder Grundkenntnisse im Internet zusammentragen. Achtet auf die seriösen Seiten, die nicht nur zwei - drei Allgemeinplätze bieten und dann einen "kaufen"-Link. Ein paar gute Links (meiner Meinung nach!) findet ihr am Ende dieses Artikels. Viele Reiseanbieter haben auch informative Seiten. Es gibt auch seriöse Internetforen, die man besuchen kann. Einen Account dort anzulegen, kann sich lohnen. Es wird auch sehr gern gesehen, wenn man Informationen dort nicht nur absaugt, sondern auch selbst einmal was beisteuert!
Unterwegs informiert man sich am besten über die lokalen Aushänge (Anschlagtafeln gibt es überall in Schweden, meist nahe der Kirche, beim Supermarkt usw.) oder lokale Zeitungen. Es gibt zahllose werbefinanzierte Veranstaltungsblätter (im Stil von "was ist los in ...."). Die finden sich in den Supermärkten oder auch bei der Tourist-Info. Achtet mal drauf, in den Shops von Museen und anderen Attraktionen liegen meistens auch jede Menge Flyer und Zeitungen herum.
Gute Informationen gehören zu jeder Reiseplanung. Ich würde empfehlen, eine Karte mit den geplanten Zielen anzulegen und damit den Reiseplan grob abzustecken. Dann würde ich rund um diese Ziele weitere Möglichkeiten suchen. Das kann man zu Hause an einem langen Winterabend bequem machen, es macht auch riesig Spaß. Wir haben inwischen fast 200 Ziele auf unserer Karte versammelt. Da schafft man natürlich nur einen Bruchteil in einem Urlaub, aber man hat immer was zum Ausweichen, wenn es hier und da mal "geschlossen" ist.
Tip: wer den Datenbestand von der Datenkrake Google nicht auch noch mit einem Reiseführer in kostenloser Arbeit aufpeppen will, kann zu einer Offline-Karte greifen, die auf "openstreetmaps.org" basiert. Dort lassen sich mit der App "maps.me" auch "Lesezeichen" anlegen, die man mit unterschiedlichen Farben und Gruppen fein sortieren kann. Die passenden Karten gibt es kostenlos, Schweden belegt etwa 350 Mbyte (zum Vergleich: Deutschland braucht 2,5 Gigabyte). Riesiger Vorteil: es funktioniert sogar eine (nicht berauschende, aber brauchbare) Routenplanung, die Karten sind meist sehr aktuell (nicht jede Region ist bereits 100% erschlossen!), und es wird keine Internetverbindung benötigt. Google schaut in die Röhre und kann unsere Lesezeichen nicht dazu benutzen, und "angepasste Werbung auszuliefern" ...
Die schwedische Touristinfo bietet im Netz eine Menge zum Lesen und Herunterladen an. Damit ist man gut beschäftigt. Die besten Unterlagen nehmen wir auf dem Tablet mit. Dazu gehört die bereits erwähnte "Rastplatskartan", die wir aber in gedruckter Form bevorzugen (leider muss man die selbst drucken, die gab es nur bis 2015 gedruckt).
In Schweden wird man mit einem deutschen Kennzeichen erstaunlich oft angesprochen von Leuten, die entweder aus Deutschland ausgewandert sind (sehr verständlich übrigens) oder freundlich-hilfsbereit den einen oder anderen Tip geben wollen. Wir sind auch schon wiederholt angesprochen worden und bekamen Hinweise zu Fotomotiven, die wir sonst nie gefunden hätten! Zu manchen netten Leuten halten wir gerne auch nach dem Urlaub noch Kontakt.
Und dann könnt ihr ja noch unseren Reisebericht "Schweden 2016" lesen, der hier beginnt: Schweden 2016 - Tag 0 - Planung, Anreise, erster Abend
Tip: die Wikipedia bietet die Möglichkeit, eine Sammlung von Artikeln zu einem Buch zusammenzustellen. Dazu kann man links im Wikipedia-Menü die Funktion "Buch erstellen" verwenden. Wenn man sich in Wikipedia anmeldet, kann man sich nach und nach einen Reiseführer zusammenklicken und entweder als PDF aufs Tablet schieben oder recht preiswert sogar drucken lassen. Wir bevorzugen den gedruckten Reiseführer, weil das Leseerlebnis einfach angenehmer ist und man den ja noch mal verwenden oder weitergeben kann.
Wir haben uns so einen Reiseführer "Nordschweden" zusammengestellt - hat Wochen gedauert, aber hat sich auch gelohnt. Man sollte sich in Wikipedia anmelden, damit die Bearbeitung auch länger dauern darf, sonst kann man seine Arbeit nämlich nur schlecht speichern.
Die beste Reisezeit, das Klima
Die Frage stellt sich für Familien mit schulpflichtigen Kindern natürlich eher weniger, da diktieren ja die Ferien die Urlaubszeit. Wir würden aber ansonsten Ende August bis Ende September für die Reise empfehlen. Am Polarkreis wird es Mitte August schon mal nachts kühl (einstellige Temperaturen). Sonst haben wir bis Ende September auch noch nicht oft die Heizung im Wohnmobil angeworfen. Wer ein Ferienhaus mietet, möchte vielleicht mal im tiefsten Winter fahren, um das Nordlicht live zu sehen - da wären Januar und Februar die Monate der Wahl.
Bis zu den Seen hoch ist das Klima vergleichbar mit dem in Norddeutschland. Der Schnee fällt früher und bleibt länger liegen. Weiter oben in Dalarna und natürlich in den Bergen wird es dann immer kühler, Nachtfrost im September ist in Dalarna nicht ungewöhnlich. Am Polarkreis und noch weiter nördlich weiß man ja wirklich, was einen erwartet. Im Sommer lange hell, im Winter bleibt es ewig dunkel.
Im Sommer ist es nicht allzu heiß, das mögen wir ja nicht so besonders. In den Wäldern und an den Seen ist meist auch angenehm frische Luft, in bergigen Gebieten immer eine kühlende Brise. In Schweden hatten wir noch nie diesen tagelangen deprimierenden Nieselregen, wie er in Norddeutschland schon mal tagelang die Stimmung drückt. Es regnet heftig ein paar Stunden, gut ist. Aber wir waren ja noch nicht im November dort, vielleicht gibt es diesen ekligen Nieselregen ja dann.
Besonderheiten
Der Sommer hat auch noch den unschätzbaren Vorteil, dass Oldtimerfreunde voll auf ihre Kosten kommen - die Schweden lieben alte Autos, und sie benutzen sie auch! Wer einen alten gepflegten Wagen hat, versteckt ihn keinesfalls in der Garage. An den Wochenenden bekommt man manchmal im Zentrum einer kleineren Stadt schon fast den Eindruck, da fände gerade eine Parade statt ... für Oldtimer gibt es auch viele Märkte. Ein Geheimtipp sind sie natürlich nicht mehr, und Schnäppchen gibt es hier wohl auch nicht. Sehenswert - gerade für Fotofreaks wie wir! - sind sie allemal.
Schweden mögen überhaupt gerne alte Sachen um sich haben. Man kann praktisch keine fünf Kilometer weit fahren, ohne nicht irgendwo ein Schild "loppis" zu finden. Dahinter verbergen sich meist kleine, private Trödelverkäufe. Auch sie sind meist ab Ende August geschlossen, wer also auf Trödel steht, sollte viel Platz im Auto haben und tunlichst im Sommer nach Schweden fahren! Regelrechte Antiquitätenläden gibt es auch in jeder halbwegs größeren Innenstadt. Zum Stöbern ideal, aber auch eine Ecke teurer als beim "loppis" an der Landstraße.
"Lös godis" sind beliebt in Schweden, und auch in den Supermärkten gibt es meist eine Theke zum Selbermischen. "lös" bedeutet "lose", "godis" wird ausgesprochen "gudies" ... jetzt schnell in Englisch denken an "goodies" und schon haben wir die Lösung: "lose Süßigkeiten" ! Der Preis wird in "Kronen pro Hektogramm" angegeben. Wir kommen dabei auf Kilopreise ab 5 Euro bis zu 7 Euro, im Supermarkt etwas mehr. Billiger kann man sich nicht mit Naschi eindecken, aber da sind durchaus leckere Sachen, die man sich in die Tüte hauen kann. Wer Kinder hat, muss stark sein: diese Theke finden die mit verbundenen Augen!
Schweden mögen auch kleinere Freilichtmuseen, und ganz allgemein pflegen sie alte Bausubstanz mehr als es in anderen Ländern üblich ist. Oft sind diese Museen und andere Einrichtungen auf Spenden angewiesen. Man sollte als Tourist den Geldbeutel nicht vor dem Stadtbummel zutackern, sonst gehen diese Einrichtungen ein. In den Kirchen erwartet man keinen Eintritt, eine Spende ist willkommen und sollte auch gern gegeben werden. Man kann meist auch ein paar Souvenirs kaufen, erstaunlich viele Kirchen haben eigene Bücher und Postkarten.
Das liebe Geld
In Schweden braucht man seit einiger Zeit kaum noch Bargeld. Im Gegenteil gibt es bereits einzelne Läden, in denen man mit Bargeld nichts mehr bezahlen kann. Wir sahen einen Pizzastand vorn im Eingangsbereich eines großen ICA-Warenhauses, die nahmen schon kein Bargeld mehr. In Schweden zahlt man auch am Kiosk sein Eis und die Postkarten problemlos mit der Karte.
Aus meiner Erfahrung her würde ich immer mindestens zwei Karten dabeihaben. Akzeptiert werden V-Pay, Maestro und Visa fast überall. Mit diesen Kartenaufdrucken (die Bank ist dabei egal) macht man nichts verkehrt. Allerdings ist die Kartenzahlung nicht immer mit PIN möglich, dann wird eine "ID" mit Unterschrift gebraucht. Zum Einkauf also den Personalausweis mitnehmen! Eine Nummer des Ausweises wird beim Bezahlen eingetippt und manchmal von einer unerfahrenen Kassiererin eine Weile gesucht, weil die deutschen Ausweise diese nur in Schweden übliche Nummer gar nicht haben. Das Problem löst sich aber meist, wenn eine Kollegin hilft. In der Warteschlange wird dann auch nicht herumgemeckert.
Getankt wird auch schon mal an Tankstellen, die nur aus einem Spritfaß, Zapfsäule und Kartenautomat bestehen. Da ist weit und breit niemand, der vielleicht noch Schokoriegel verkauft. Die meisten Säulen akzeptieren V-Pay, Maestro und Visa, manche aber nur Visa. Tanken gegen Cash war früher mal ("kontant") und wird nur noch an bemannten Stationen möglich sein, die "sedelautomaten" sind inzwischen alle verschwunden.
Getankt wird gegen Vorkasse. Zumeist gibt es Sprit bis 400:- SEK, wer mehr braucht, muß die Prozedur wiederholen (das scheint kartenabhängig zu sein). Manche Säulen geben aber auch anstandslos Sprit über dieser Grenze ab. Also nicht wundern! Das Prozedere ist inzwischen genormt: Karte rein, PIN eintippen, Karte raus, Zapfstelle wählen und tanken. Danach kann man abfahren oder die Karte nochmals reinschieben, um einen Beleg zu bekommen oder nochmal weiterzutanken. Obacht: die PIN von der Kreditkarte mitnehmen, kennt die überhaupt einer? Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, die auch mal zu lernen.
Dringender Rat: eine ausgefallene Zahlungskarte in Schweden bedeutet einen Stapel Probleme, wenn man nicht irgendwie ausweichen kann. Gerade im Norden bedeutet die Notwendigkeit, an unbemannten Stationen mit Karte zahlen zu müssen, in diesem Falle: umkehren! Ersatz muss man erst einmal aus Deutschland von seiner Bank bekommen. "Postlagernd" ist für Geldkarten bei deiner Bank vielleicht keine akzeptable Versandanschrift ... besser ist es also, mehrere Karten (und die PIN!) dabeizuhaben und niemals alle mit sich rumzutragen: dann können auch nicht alle gleichzeitig geklaut werden / verloren gehen.
Dass man das Ablaufdatum der Karte mal rechtzeitig kontrolliert und zu Hause auch mal testet, ob die selten gebrauchte Visa-Card auch mit der PIN funktioniert, die man in Erinnerung hat ... selbstverständlich, oder? Es gibt erstaunlich viele Honks, die ihre PIN auf der Karte notieren. Da muss man sich nicht wundern, wenn man ausgenommen wird.
An Geldautomaten ("Bankomat") der diversen Banken kann man Bargeld bekommen. Es ist vor Ort manchmal günstiger, als sich in Deutschland damit einzudecken. Das sollte man vor der Reise mal prüfen! Nicht jede Hausbank in Deutschland hat schwedische Kronen parat, meist muss man die bestellen. Wir nehmen gerade noch 1.000:= SEK mit nach Schweden, das sind grob 100 Euro. Es wird schwer, soviel Bargeld auszugeben ... vor kurzer Zeit sind auch Banknoten und Münzen in Schweden geändert worden. Die alten Noten /Münzen kann man auch nicht mehr tauschen. Informiert euch vor der Reise, welche davon betroffen sind. Ich würde jedenfalls nicht drauf wetten, dass eine deutsche Bank nicht doch noch abgelaufenes Geld dem Kunden unterjubelt! Wer noch Altbestände hat, kann die u.U. nur noch zu Dekozwecken und beim Monopoly verwenden. Der Umtausch eines abgelaufenen 20-Kronen-Scheins ist, sofern das überhaupt noch geht, angesichts des Wertes von knapp 2 Euro praktisch sinnlos.
Tip: mitnehmen und dort bei einer Kirche in die Spendenbox. Das machen viele, und die Kirchen können diese alten Scheine gesammelt umtauschen. Und nicht für einen Kauf verwenden ...
Klamotten mitnehmen, Klamotten kaufen
Wie die Reisegarderobe aussehen soll, muss ja eigentlich jeder selbst wissen. In Schweden sind die Wege zu etlichen Attraktionen in der Natur nicht asphaltiert und meist noch nicht mal eingeebnet. Will man z.B. ein paar Wasserfälle besuchen, so muss man ziemlich sicher mehrere Kilometer über unebene Waldwege gehen. Wer aber nur eine Städtetour plant, kann sich sicherlich so kleiden, wie man auch ins Büro gehen würde. Es kommt also wie immer darauf an!
Wir sind mehr draußen in der Natur als mitten in den Städten, also richten wir unsere Bekleidung darauf und auf die Reisezeit aus. Hier eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Gute Wanderschuhe, die passenden Wollsocken dazu
- Feste lange Hose (fast ganz Schweden ist Zeckengebiet!)
- (stabiles) Freizeithemd mit langen Ärmeln (in Schweden kann es leider auch eine Mückenplage geben ...!)
- Rucksack mit Mückenmittel (unsere Empfehlung: "dschungel olja", gibt es in Schweden in jedem Supermarkt, Drogerie oder auch bei "biltema" in der Outdoor-Abteilung), Trinkwasser usw.
- für die doch unvermeidlichen Mückenstiche an ungeschützten Stellen ist ein elektrischer Mückenstift nützlich, der das Gift der Mücke durch Wärme zersetzt, hilft praktisch sofort.
- Reisewaschmittel für den Notfall; wer nach zwei Wochen einen Waschsalon (längst nicht überall zu finden!) oder einen Campingplatz mit Waschmaschine ansteuert, sollte normales Waschpulver und Weichspüler auch mitbringen - das ist nämlich bei solchen Gelegenheiten nur furchtbar überteuert zu haben.
- Im Sommer wird es selten übermäßig heiß, im Winter kann es kalt werden, im Norden viel kälter als im Süden. Nässe- und Kälteschutz sind wichtig. Auch im Sommer wird es abends gelegentlich mal kühl, ein leichter Pullover sollte dabei sein.
- Badetuch für den Hund - nasser Hund kann furchtbar müffeln. Es gibt teure Mikrofaser-Badetücher, man kann aber Glück haben und kleinere Einzeltücher günstig bekommen und zusammennähen (beim "Dänischen Bettenlager" gab es mal eine Aktion).
- In den meisten Seen und Flüssen darf man baden, braucht aber u.U. Badelatschen, weil der Untergrund bös steinig sein kann. An manchen Flußläufen stehen Verbotsschilder und Warnungen: die liest man und beachtet sie, die stehen da garantiert nicht umsonst! Schweden ist Land der Wasserkraftwerke; unterhalb der Kraftwerke besteht Lebensgefahr, wenn die Flußbetten plötzlich geflutet werden.
Man kann in Schweden in manchen Gegenden (nicht in den Großstädten, nicht bei den Edelketten!) günstig Klamotten kaufen, auch Schuhe sind oft für gute Preise zu bekommen. In Dalarna gibt es viele Ledergeschäfte ("skinn") und Outlets, da lohnt es sich mal hinzusehen Die Qualität ist z.B. bei der Kette "Dressmann" richtig gut, auch "KappAhl" ist oft zu finden und nicht teuer. Wer sich ohnehin mal was Neues gönnen will, kann das eventuell im Urlaub machen. Wir sahen öfters Resteshops von Militär-Ausstattung. Da decken sich die Jäger mit Tarnkleidung und Zubehör ein, es ist sehr günstig.
Früher, als Schweden noch nicht in der EU war, bekam man die Mehrwertsteuer ("Moms") auf Antrag zurück, die Fährlinien boten so einen Service an. Das ist natürlich jetzt nicht mehr möglich.
Im Urlaub sollte man gerade in Schweden nicht rumlaufen wie der letzte Honk, das wird überhaupt nicht gern gesehen. Die Schweden kleiden sich gewiß nicht überkandidelt, aber schlampig durch die Gegend latschen mit dreckigen Schuhen - ein absolutes No-Go! In Strandklamotten geht man weder einkaufen, noch in die Kirche, noch ins Museum; am Strand im Imbiß wird das noch akzeptiert.
Kirchen und Museen
Kirchen stehen tagsüber meist offen, und natürlich vor und nach den Gottesdiensten. Man kann sie fast alle besichtigen und auch fotografieren. Während des Gottesdienstes geht das natürlich eher nicht! In vielen Kirchen liegen kleine Faltblätter aus, die über die Kirche und die Gemeinde informieren. Größere Kirchen haben auch einen kleinen Shop, in dem verschiedene Bücher und Souvenirs feilgeboten werden. Manchmal kosten die (wenig) Geld, manchmal wird um eine Spende gebeten. Das ist eine Gelegenheit, für die man noch Bargeld in Schweden verwenden kann! Auch wenn weit und breit niemand ist, in die Kassette wird der Preis für die paar Karten und das Buch eingelegt ...! Selbstverständlich? Leider nicht überall.
Tip für Fotografen: In den meisten von uns besuchten schwedischen Kirchen sind die Fenster sehr durchdacht angebracht worden, um schöne Lichteffekte im Innern zu erzielen. Die schönsten Effekte und Stimmungen findet man natürlich zur Zeit der Gottesdienste (meist vormittags), und da hat man als Fotograf nichts zu suchen. Also kann man es an einem Wochentag probieren oder kurz vor /kurz nach den Gottesdiensten.
Museen erwarten ebenso wie die Kirchen angemessene Kleidung, Fotografieren ist manchmal "no-go" (oder nur ohne Blitz und Stativ). Auch der Hund sollte meist draußen bleiben. Geht manchmal natürlich nicht, also geht man vielleicht einzeln hinein und der Partner bespaßt den Hund.
Es sind viele Schulklassen in den Museen anzutreffen, gerade außerhalb der Ferien- und Urlaubssaison. Das sind dann ganz normale Unterrichtsstunden, die nur eben außerhalb der Schulgebäude stattfinden. Wir sahen Schulklassen, die am Schloß Borgholm Geschichtsunterricht bekamen und dafür in historische Kostüme schlüpfen durften ...!
Weit verbreitet sind kleine Heimatmuseen, die stark regionale Bezüge haben ("Hembygdsgård"). Manchmal sind kleine Sammlungen historischer Landmaschinen angeschlossen, oder auch ein kleiner Streichelzoo. Der Besuch lohnt sich fast immer.
Naturschutz in Schweden
Leider kann man auch in Schweden beobachten, wie an den größeren Straßen die Seitenstreifen zusehends vermüllen. Es fliegt auch gelegentlich einmal ein voller Müllsack aus dem Auto und entleert sich im Graben. Manchmal steht auch ein Autowrack lange Zeit an der Unfallstelle herum, scheinbar ohne dass es jemanden stört. Einige Hausbesitzer haben auch mehrere Wracks auf dem Grundstück herumliegen. Die Entsorgung ist vermutlich so teuer, dass sich das anbietet.
Gleichwohl ist Schweden immer noch eins der saubersten Länder in Europa. Wer schon mal ein deutsches Autobahnklo mit dem schwedischen Gegenstück vergleichen konnte, wird das sicher bestätigen.
Dabei sollte es dann auch bleiben: es gibt keinen Grund, seinen Müll irgendwo wild in die Gegend zu kippen. Mülltonnen gibt es nun wirklich überall. Entsorgung für ein Wohnmobil oder einen Wohnwagen ist ebenso kein Problem, wenn man seine Route ein bißchen vorausschauend plant.Im Gegensatz zu Deutschland kann man seinen Honigtopf an fast allen offiziellen Rastplätzen in dem Raum "Latrin" kostenlos entleeren. Ist die Mülltonne am Sonntag mal voll, stellt man seine Tüte nicht daneben, sondern behält sie bei sich bis zur nächsten freien Mülltonne.
Das schwedische "Allemansrätten" (deutsch: "Jedermannsrecht") gibt jedem Menschen das Recht, frei in der Natur herumzugehen und Erholung zu suchen. Es gilt nicht auf dem Hausgrundstück und gestattet auch nicht die Jagd, oder das Abholzen von Bäumen. Gefallene Äste darf man aufsammeln zum Feuer machen. Diese Rechte könnten eines Tages bedroht sein, wenn sich immer mehr Umweltschweine in Schweden tummeln sollten.
Jagen darf man in Schweden nur mit besonderer Erlaubnis, da schreibe ich nichts zu, weil ich davon keine Ahnung habe und die offiziellen Seiten darüber besser informieren könnten.
Es dürfte auch geschützte Pflanzen und Tiere in Schweden geben, wie überall. Man sollte sich dringend informieren, was man da gerade abpflücken oder einfangen möchte und ob das auch legal ist.
Es gibt eine Jahreszeit, wo die Elche und anderes Wild Kälber haben, bitte nachschlagen - in dieser Zeit wird nicht gejagt, aber die Elchkühe stehen in dieser Zeit ein wenig neben sich und könnten schon mal angriffslustig werden, wenn man den Kleinen zu nahe kommt. Ansonsten ist man in der schwedischen Natur mit gesundem Menschenverstand ohnehin am besten aufgehoben.
Versicherungen
Das Auto braucht keine grüne Bestätigung mehr, man bekommt sie aber kostenlos und es ist nicht verkehrt, für den Fall der Fälle eine dabei zu haben. Der Rücktransport des Fahrzeugs bei einem Schaden sollte über einen Automobilclub abgesichert werden, ebenso der Rücktransport bei Erkrankung des Fahrers. Aufpassen, dass diese Deckung auch für Wohnmobile gilt!
Eine Krankenversicherung hat jeder, aber die Bestätigung muss man im Ausland vorlegen. Dafür gibt die Krankenversicherung ein bestimmtes Formular aus, also bitte dort nachfragen. Zu den Kosten habe ich weiter oben schon was geschrieben.
Eine Privathaftpflicht sollte man sowieso haben, zu schnell geht irgendwas kaputt - aufpassen, dass der Vertrag auch Auslandsdeckung hat und auch die Kiddies abgesichert sind!
Verkehrsrechtsschutz gehört ebenso zu den unbedingt notwendigen Versicherungen, ggf. auch Privatrechtsschutz. Das schwedische Rechtssystem hat erhebliche Unterschiede zu unserem, im Fall des Falles ist ein schwedischer Anwalt mit Deutschkenntnissen sehr empfehlenswert!
Für den Quadcopter ist eine Haftpflichtversicherung in Deutschland vorgeschrieben, es gibt sie über Modellfliegerverbände kostengünstig auch mit Auslandsdeckung. Leider hat Schweden den privaten Gebrauch von Quadcoptern seit 2016 untersagt, aus die Maus! Wer hoch im Norden in verlassener Gegend trotzdem fliegt, hat vielleicht richtig tolle Aufnahmen und kaum Risiko, erwischt zu werden ... legal ist es nicht! (Wollte das nur gesagt haben!)
Eine Kameraausrüstung sollte ab einem bestimmten Zeitwert durchaus versichert werden, ggf. auch nur für den Urlaub. Es gibt dort sehr viele Versicherungsmöglichkeiten und natürlich eine weite Preisspanne, also sollte man schon ein wenig suchen.
Die Kaskoversicherung des Wohnmobils deckt nur den Schaden am Fahrzeug ab. Es gibt zwei Möglichkeiten, auch das Inventar zu versichern: man kann den Deckungsumfang der Hausratversicherung auf das Wohnmobilinventar erweitern lassen, oder eine Wohnmobilinhaltsversicherung abschließen. Auch hier gilt wie immer: die Klauseln sind undurchsichtig und kaum vergleichbar. Weil man diese Versicherung eventuell dauerhaft benötigt, lohnt sich eine seriöse Beratung oder ein sehr genaues Selbst-Studium der Bedingungen.
Weiterführende Links
Hier noch eine sicher unvollständige Auswahl mit nützlichen Links *. Wenn einer mal nicht mehr funktioniert, schreibt mir eine kurze Nachricht. Und ansonsten freue ich mich immer über Feedback und Anregungen zu diesem sehr langen Artikel ...!
- Schweden in der Wikipedia
- Die offizielle Touristeninformation
- Trafikverket, die Informationen der Straßenverkehrsbehörde
- Mit dem Hund nach Schweden
- Wufflog (zum selben Thema)
- Aferry.de bietet die Möglichkeit, sich schnell über Fährtarife zu informieren und die gewünschten Tickets auch gleich zu buchen; wir können die uneingeschränkt empfehlen: da buche ich seit 1996 jedes Jahr.
- Die Schwedenstube bietet in erster Linie Ferienhäuser, hat aber auch eine Menge tolle Tips zu bieten.
- Schwedentipps.de liefert gute Ratschläge für Wohnmobil-Urlauber (und auch sonst)
Ansonsten viel Spaß in Schweden - und Vorsicht, das Land macht süchtig nach mehr!
*) Ich übernehme keine Haftung für die Inhalte der verlinkten Seiten, weil ich auf die Inhalte keinen Einfluß nehmen kann. Sollte sich da was Illegales oder Unanständiges befinden, schreibt mir bitte eine Mail. Zum Zeitpunkt, als ich diese Liste aufbaute, waren das alles ganz normale informative Seiten zum Thema.